Was kommt auf mich zu? Kann ich das schaffen?
- Die Diagnose einer Beeinträchtigung oder Erkrankung beim Kind ist zumeist ein großer Schock - viele Mütter und Väter fühlen sich in dieser Situation erst einmal überfordert und sehr alleine. Nicht selten kommt die Frage auf, ob die Schwangerschaft dann überhaupt fortgesetzt werden soll.
- Um eine selbstbestimmte Entscheidung treffen zu können, helfen genaue Informationen zur Erkrankung, zu möglichen Behandlungen und Therapien sowie zu den Aussichten, wie das Leben mit einem besonderen Kind gestaltet werden kann. Zudem kann es helfen, sich mit betroffenen Eltern zu vernetzen.
- Es gibt eine Vielzahl von Hilfs- und Unterstützungsangeboten für betroffene Familien, die ganz individuell und passgenau zusammengestellt werden dürfen. Dabei kann es um ganz praktische Hilfe gehen (wie Betreuung und Förderung), um finanzielle Entlastung für die Familie oder zum Beispiel auch um Angebote für Geschwisterkinder.
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Nach der Diagnose: Sich Zeit nehmen und nicht alleine bleiben
Die Diagnose, dass das eigene Kind krank oder behindert ist, kann die innere Welt der Eltern aus den Fugen heben. Oft bricht ein ganzer Lebensentwurf zusammen, und es braucht Zeit und Unterstützung, um die Diagnose zu verarbeiten und die Zukunft neu in den Blick zu nehmen.
In dieser Situation kann es sehr hilfreich sein, wenn das nächste soziale oder familiäre Umfeld liebevoll und unterstützend reagiert. Der Austausch mit Vertrauten, denen gegenüber man ehrlich alle Ängste, Zweifel und Hoffnungen ansprechen kann, ist eine große Stärkung, wie betroffene Eltern immer wieder berichten.
Allerdings können leider nicht alle schwangeren Frauen auf eine solche Unterstützung zählen. Viele fühlen sich plötzlich sehr allein: Es scheint eine Kluft zum gewohnten sozialen Umfeld oder anderen Eltern zu geben. Oft ist da die Angst, dass sich Außenstehende nur schwer in die neue Lage hineinversetzen könnten. Auch verletzende Bemerkungen – meist ebenfalls aus einer Hilflosigkeit heraus – durch Menschen, denen man sonst vorbehaltlos vertraut hat, können leider vorkommen.
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Kontakt zu anderen Betroffenen: Information und seelische Unterstützung
Konkrete Unterstützung können in dieser Situation spezialisierte Vereine sein. Diese bieten sensibel und kompetent umfassende Informationen zur Beeinträchtigung selbst sowie zum Leben mit dem beeinträchtigten Kind an. Oft wird spontane Unterstützung organisiert, um verunsicherte Mütter und Väter erst einmal aufzufangen.
Zum Anderen hilft es vielen Frauen/Eltern auch, andere betroffene Familien zu treffen, um ganz konkret zu erleben, wie ein Leben mit einem besonderen Kind aussehen kann. Dabei hat im Kontakt mit diesen inoffiziellen „Experten in eigener Sache“ vieles Platz, was im medizinischen Umfeld oft nicht geklärt werden kann:
- Was bedeutet die Diagnose bzw. Krankheit konkret?
- Welche Auswirkungen hat sie auf das Alltagsleben?
- Welche Auswirkungen auf das Familienleben sind zu erwarten?
- Wer hilft, wenn es ohne fremde Hilfe nicht geht?
Dieses ganz unmittelbare Erlebnis kann sehr entlasten. Denn die schwer greifbare Situation wird besser sichtbar und planbar. Oft entsteht dadurch eine neue, realitätsnähere Sicht auf ein Leben mit einem behinderten oder kranken Kind.
Neben dem informativen Aspekt kann es zudem große emotionale Erleichterung bringen, sich mit selbst Betroffenen näher auszutauschen und die eigenen Zweifel und Ängste offen aussprechen zu dürfen – und vielleicht in der Zukunft auch Gesprächspartner zu haben, die wissen, wie ein Leben mit behindertem Kind ist.
ℹ️ Kontakt zu Elterninitiativen und Vereinen in Deiner Region können Dir meist auch Deine behandelnden Ärzte vermitteln. Hier unten findest Du auch weiterführende Links!
📘 Lesetipp:
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(Wie) schaffe ich das? – Die eigenen Kapazitäten einschätzen lernen
Womöglich fragst Du Dich, wie Du und die Familie es kräftemäßig mit einem Kind schaffen würden, das besondere Pflege und Aufmerksamkeit braucht. So manche Frau kommt zum Ergebnis, dass sie alleine bzw. als Kernfamilie dadurch an eine Belastungsgrenze stoßen könnten.
Um nicht in eine Überlastung hineinzurutschen und die Lebensfreude auch langfristig zu erhalten, kann zum Beispiel Unterstützung durch die eigene Verwandtschaft oder Freunde erbeten werden. Doch es gibt darüber hinaus professionelle, gute Unterstützungsangebote für Familien mit besonderen Kindern. Sie steht Dir in jedem Fall zu!
Zunächst mag das fast abschreckend klingen, denn in unserer sehr individualistisch geprägten Kultur sind wir es gewohnt, alles alleine schaffen zu wollen (bzw. zu müssen). Oft fühlen wir uns erst einmal unwohl, wenn wir Hilfe von außen in Anspruch nehmen.
Ein afrikanisches Sprichwort besagt: „Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ 🏘 Um wieviel mehr darf dies für ein besonderes Kind und seine Eltern gelten!
In unserer sehr individualistisch geprägten Kultur sind wir es gewohnt, alles alleine schaffen zu wollen (bzw. zu müssen). So mag es erst einmal abschreckend wirken, wenn wir auf Hilfe angewiesen sind und wir fühlen wir uns zunächst unwohl, sie in Anspruch zu nehmen.
Zudem gilt es, dass nicht alles auf einmal betrachtet und geleistet werden muss, sondern ein Schritt nach dem anderen gegangen werden kann. Der Blick in die nächsten 5 oder 10 Jahre ist auch bei einem gesunden Kind ungewiss, wie es sich entwickeln wird oder welche Herausforderungen anstehen könnten.
So darfst Du auch jetzt einen Fuß vor den anderen setzen und in Deinem Tempo das angehen, was derzeit offen ist oder Dir Hilfe suchen, die jetzt guttun könnte.
Hat das Kind ein gutes Leben? Wird es glücklich sein?
Viele Eltern stellen sich die Frage, ob ihr Kind unter den zu erwartenden Umständen überhaupt ein gutes Leben führen kann, ob sie auf seine Bedürfnisse eingehen können oder ob es nicht zu viel leiden wird. Je nach Erkrankung ist die Sorge da, dass das Kind oft im Krankenhaus sein muss oder Behandlungen anstehen. Es geht demnach um ganz verantwortungsvolle und liebevolle Gedanken und dem Wunsch, für das Kind bestmöglich zu sorgen, damit es auch glücklich sein kann.
Doch so manche schwangere Frau hat sogar Angst, dass es egoistisch sein könnte, das Kind zu bekommen. Diese Gedanken wiegen umso schwerer oder werden oftmals hervorgerufen, wenn das eigene Umfeld oder auch medizinisches Personal öfter von einer möglichen Abtreibung sprechen als von einem Weg mit dem Kind.
Dabei wird häufig übersehen, dass die Frau während der Schwangerschaft schon eine emotionale Bindung zu dem Kind aufgebaut hat und dass sich die Eltern auf ein Kind eingestellt haben. Sie sind meist schon in ihrer Elternrolle angekommen, wissen um das neue Leben und möchten nun für alle einen gangbaren Weg finden. Umso wichtiger ist es daher, diesem eigenen Gespür zu folgen und darauf zu vertrauen.
Zum einen ist die Medizin fortgeschritten und für viele Erkrankungen gibt es gute Therapiemöglichkeiten. Auch Kinder- und Intensivstationen sind offen und liebevoll gestaltet, sodass sich Kinder und Eltern gut aufgehoben fühlen können. Zum anderen sind viele Eltern immer wieder erstaunt, wie oft sie doch in die strahlenden Augen ihres Kindes sehen können. Familien berichten auch immer wieder, dass sie genau dadurch die Kraft für alles geschenkt bekommen und die Bestätigung, sich für ihr Kind entschieden zu haben – weil sie sehen, wie gut es ihrem Kind geht.
Je nach Beeinträchtigung können die Kinder später auch ein selbstständiges Leben führen und auf eigenen Beinen stehen. In ihren Betreuungseinrichtungen können sie ein weiteres Zuhause erleben, ein soziales Umfeld mit Freundschaften und sie können dort Aufgaben haben, die sie mit Freude ausfüllen und die ihre Stärken fördern.
Der Kontakt zu sozialpädagogischen Zentren und/oder staatlich finanzierten Frühförderungsstellen kann auch schon in der Schwangerschaft sehr hilfreich sein. So können manche Beeinträchtigungen des Kindes durch gezielte Frühförderung gut ausgeglichen werden. Längerfristig verbringen viele kranke oder behinderte Kinder ihren Alltag auch für eine gewisse Stundenzahl in spezialisierten Kinderbetreuungseinrichtungen, oder besuchen z.B. einen inklusiven Regelkindergarten mit Unterstützung eines Integrationshelfers. Auch hier hilft der Kontakt zu Eltern-Netzwerken, um sich über einen längerfristigen Lebensweg für das Kind Gedanken zu machen.
🙌 Unterstützungs- und Hilfsangebote für Familien
Erfahrungsgemäß kann insbesondere die erste Zeit nach der Entbindung sehr anstrengend sein. Alle Familienmitglieder müssen das neue Kind und seine Bedürfnisse erst einmal kennenlernen und sich an möglicherweise veränderte Abläufe gewöhnen. Je nach Erkrankung/Beeinträchtigung stehen vielleicht im weiteren Verlauf Untersuchungen oder Operationen an.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, können verschiedene Unterstützungsangebote aufeinander abgestimmt werden.
Anlaufstellen
In Ergänzung zu den medizinischen Vorsorgeuntersuchungen durch den Arzt oder die Hebamme gibt es viele verschiedene Anlaufstellen für Eltern:
- Wohlfahrts-, Behinderten- und Elternverbände informieren kostenlos über finanziellen Hilfen und juristische Ansprüche
- Kirchliche Sozialdienste bieten häufig Unterstützung z.B. in Form von Beratung oder Vermittlung praktischer Hilfe an
- Auch die Gesundheitsdienste der Krankenhäuser und die Sozialsprengel der Gemeinde informieren und beraten
- Hier findest Du eine Liste von Verbänden für verschiedene Behinderungen in Italien
Im Austausch mit den betreffenden Stellen kann dann ein persönliches Hilfe-Netzwerk geknüpft werden. Gerne sind auch wir an dieser Stelle für Dich da!
➡️ Eine Übersicht zu verschiedenen Vergünstigungen und Angeboten findest Du auch hier: Checkliste für Eltern mit einem Kind mit Behinderung
Angebote
Unter den Angeboten für Familien mit besonderen Kindern, die zum großen Teil aus öffentlichen aber auch privaten Mitteln finanziert sind und von Region zu Region variieren, gibt es z.B.:
- Familienbegleitung und Pädagogische Frühförderung von Kindern mit Beeinträchtigung: Am Wohnort zur Unterstützung der Familie im Umgang mit der Beeinträchtigung des Kindes und in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gebietdiensten
- Selbstständigkeitstraining
- Hauspflegedienst
- Beförderung und/oder Begleitung für die Schul- sowie für zusätzliche Fahrten
- Begleitung und Unterstützung in der Schule für Minderjährige mit schweren Behinderungen
- Orte für Familienurlaube mit gerechter Ausstattung sowie verschiedener Aktivitäten
- Tagesbetreuung: Eine Möglichkeit, wenn die behinderten Kinder dann erwachsen sind. Behinderte Erwachsene werden aufgenommen und dabei unterstützt, ihre persönliche und soziale Autonomie durch Freizeit- und Beschäftigungsaktivitäten zu entwickeln. Ein Beispiel dafür ist die Lebenshilfe onlus.
- Betreuung für die Geschwisterkinder
💰Infos über finanzielle Unterstützung: Was steht mir zu?
Verlängerung der Elternzeit, Freistellung und Sonderurlaub
In Südtirol gibt es verschiedene Möglichkeiten einer Arbeitsfreistellung für Eltern von Kindern mit schwerer Beeinträchtigung, die das Kind vorwiegend selbst betreuen. Die Beeinträchtigung muss gemäß dem Gesetz Nr. 104/1992, Art. 3 Abs. 3 vom Südtiroler Sanitätsbetrieb bescheinigt sein.
Verlängerung der Elternzeit
Es ist möglich, die Elternzeit für jedes schwer beeinträchtigte Kind bis zu dessen 12. Lebensjahr zu verlängern. Die verlängerte Elternzeit kann höchstens 3 Jahre betragen, die Zeiträume für die normale Elternzeit eingeschlossen. Sowohl die Mutter als auch der Vater, aber nur abwechselnd, können in einem oder in mehreren Zeitabschnitten die verlängerte Elternzeit nehmen und erhalten 30% der fixen und dauerhaften Besoldung.
Monatliche Freistellung
Die monatliche Freistellung beträgt 3 Arbeitstage im Monat. Sie können am Stück oder ohne Unterbrechung und, falls es die Arbeitsbedingungen ermöglichen, auch in Stunden genommen werden. Auch Adoptiv- oder Pflegeeltern steht die monatliche Freistellung zu.
Tägliche Stundenfreistellung
Eltern, Adoptiv- oder Pflegeeltern eines schwerwiegend beeinträchtigten Kindes steht eine tägliche Stundenfreistellung bis zum 3. Lebensjahr zu. Bei mindestens 6 Arbeitsstunden gibt es 2 Stunden Freistellung und bei weniger als 6 Arbeitsstunden, gibt es 1 Stunde Freistellung.
ℹ️ Eltern haben die Wahl zwischen der verlängerten Elternzeit, der täglichen Stundenfreistellung und der monatlichen Freistellung.
Diese Möglichkeiten dürfen nur abwechselnd und nicht gleichzeitig beansprucht werden.
Zweijähriger bezahlter Sonderurlaub
Für die Betreuung eines Kindes mit schwerwiegender Beeinträchtigung ist es möglich, bezahlten Sonderurlaub zu bekommen. Er wird einem Arbeitnehmer gewährt, beträgt maximal 2 Jahre und kann entweder in Teilen oder kontinuierlich während des gesamten Arbeitslebens genommen werden.
ℹ️ Der Urlaub wird vom INPS bzw. NISF (Nationalinstitut für soziale Fürsorge) bezahlt, der Arbeitgeber streckt den Betrag jedoch vor.
Darüber hinaus gibt es für arbeitslose oder alleinerziehende Elternteile einen monatlichen Beitrag, der je nach Familiensituation zwischen 150 und 500 Euro pro Monat liegt und mit dem Staatsbürgerschaftseinkommen kombiniert werden kann. Der Antrag für den Beitrag für Eltern mit behinderten Kindern wird elektronisch beim INPS eingereicht.
Weiterführende Links zur Unterstützung
- AEB - Arbeitskreis Eltern Behinderter: Unterstützung bei der Bewältigung eventueller Unsicherheiten nach einer Diagnose sowie Beratung und Informationen
- Verein für Kinder mit Herzkrankheiten
- La Quercia Millenaria: für Eltern mit einem Kind mit pränatalen Pathologien
- Il cuore in una goccia: Bietet Prävention, Information, Therapie und Begleitung
- Nationaler Verband von Familien von Menschen mit Behinderungen
- Associazione soft Italia: Für Eltern von Kindern mit Trisomie 13 und 18
- Weitertragen e.V., ein Verein zur Unterstützung von Eltern, die angesichts eines auffälligen pränatalen Befundes bei ihrem Kind mit der Entscheidung konfrontiert sind, die Schwangerschaft zu beenden oder fortzusetzen.
- Von Mutter zu Mutter – Ein Heft für kurz nach der Diagnose Trisomie 21
- Netzwerk Wege – nach einer pränataler Diagnose: Informationsangebote rund um Schwangerschaft und (palliative) Geburt
- LEONA e.V. – Familienselbsthilfe bei seltenen Chromosomenveränderungen
- Verband von Geschwister behinderter Menschen
- Gemeinnützige Organisationen in Italien
💪🏽 Hier findest Du Hinweise zu weiteren Hilfsangeboten: Unterstützung in Deiner Nähe
Wie kann es für mich jetzt konkret weitergehen?
Die Diagnose einer Krankheit oder Behinderung beim Kind macht zunächst meistens ratlos. Das Leben mit dem Kind ist vielleicht nur schwer vorstellbar.
Dabei bleibt natürlich die Tatsache: Jede Familie ist anders, und jede Beeinträchtigung beim Kind ist immer auch ganz individuell ausgeprägt. So kann im Vorfeld lediglich ein ungefähres Bild gezeichnet werden, und vieles bleibt offen.
Gerade hier kann auch eine professionelle Beratung beim Ausloten der eigenen Werte und Bedürfnisse, der Ängste und Zweifel, aber auch der Hoffnungen und Ressourcen weiterhelfen.
Solltest Du eine Beratung und Begleitung für Deine ganz individuelle Situation wünschen, sind wir jederzeit für Dich da!
Wenn Du möchtest, kannst Du Dich auch mit allen anderen Fragen und Sorgen, die Dich rund um die Schwangerschaft momentan beschäftigen, an uns wenden.
Du weißt noch nicht, welchen Weg Du wählen wirst?
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