12 Tipps für eine gute Entscheidungsfindung
- Die Entscheidung für oder gegen das eigene Kind gehört wohl zu den schwierigsten im Leben eines Menschen. Viele ringen um eine gute Entscheidung – auf der einen Seite stehen eigene Sorgen, auf der anderen Seite tiefe Wünsche.
- Jede schwangere Frau hat das Recht, alle ihre Gedanken und Gefühle ernst zu nehmen und sich in aller Freiheit Zeit für die Entscheidung zu nehmen. Unter Druck gesetzt oder zu einer Abtreibung gedrängt werden, darf sie nicht!
- Damit Du in dieser herausfordernden Situation einen Weg einschlagen kannst, mit dem Du gut leben kannst, haben wir für Dich hier 12 ganz konkrete Tipps und Ideen für eine gute Entscheidungsfindung zusammengestellt. Selbst wenn nicht jeder Punkt zu Dir passen sollte, vielleicht kann doch der eine oder andere als Entscheidungshilfe dienen.
Hilfe für Deine Entscheidung:
- ⚖️ "Abtreiben: ja oder nein?" – zum Abtreibungstest
- ⏳ Bis wann kann ich abtreiben? – berechnen lassen, wieviel Zeit Dir noch für Deine Entscheidung bleibt
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1. Sich Zeit nehmen und die Spannung aushalten
Gerade bei dieser großen Entscheidung ist es ratsam, sich Zeit zu geben. Denn diese Zeit hilft Dir dabei, Dich innerlich zu sortieren und alles setzen zu lassen, was Dich momentan aufwühlt. Dann kannst Du in Ruhe schauen, welcher Richtung Du folgen möchtest.
Vielleicht hilft Dir dabei das Bild eines Teiches, dessen Wasser durch einen Schwimmer aufgewühlt wurde: Es braucht Zeit, bis das Wasser wieder klar wird, und man den Grund wieder sehen kann.
Sich in einer spannungsreichen Situation diese Zeit zu geben und auszuharren, ist nicht einfach… Dennoch: Wenn Dir das gelingt, vergrößerst Du die Chance, dass Du auch später noch sagen kannst: Es war die richtige Entscheidung.
2. Kraftquellen nutzen und Dir Auszeiten gönnen
Wer sich wohl fühlt, kann einfacher gute Entscheidungen treffen!
Manchmal quälen wir uns mit einer großen Entscheidung herum und versuchen mit aller Kraft, zu einer Lösung zu gelangen. Das ständige Grübeln kann erschöpfen, und man kommt möglicherweise bis an den Rand der Verzweiflung.
In diesem anstrengenden Entscheidungsprozess darfst Du jede Kraftquelle in Deiner Umgebung nutzen, die sich Dir bietet. Vielleicht findest Du etwas, was Du tun kannst, wobei Du zur Ruhe und dadurch in Berührung mit Deinem Innersten kommst. Ein warmes Bad mit Deiner Lieblingsmusik oder ein Spaziergang in der Natur, …
Genauso ratsam ist es, sich kleine Auszeiten zu nehmen – ein Tag oder auch zwei – in denen die Entscheidung einfach mal liegen bleiben und reifen darf. Du musst nicht ständig im ‚Gedankenkarussell‘ mitfahren. Aus dem angestrengten Grübeln ein gezielteres Nachdenken und Du kannst nach und nach eine gefestigte Entscheidung treffen.
3. Austausch suchen – aber nicht unbedingt mit jedem
Gute Freunde an der Seite zu wissen, das ist Gold wert. Freunde machen das Leben leichter und lebenswerter und können dabei helfen, einem guten Weg auf die Spur zu kommen! Gleichzeitig kann es verwirrend sein, mit zu vielen Personen über eine so persönliche Entscheidung zu sprechen.
Deshalb unser Tipp: Überlege, wer Dich wirklich gut kennt, wem Du vertrauen kannst und wer für Dich das Beste im Sinn hat. Wer hat Dir vielleicht schon in früheren Situationen wirklich guten und uneigennützigen Rat gegeben?
Vielleicht fällt Dir auch eine Person ein, die gar nicht zu Deinem engeren Freundeskreis gehört, die aber vertrauensvoll wirkt und Herzlichkeit ausstrahlt. Manchmal können auch außenstehende Personen gut zuhören und die Situation von außen klarer betrachten.
4. Dich abkoppeln – Abstand und Stille finden
Bei all dem Trubel, der sich gerade in Deinem Inneren und vielleicht auch um Dich herum abspielt, ist es hilfreich, wenn Du Dir gezielt Orte und Zeiten der Ruhe suchst.
- Wie Du diese Stimme immer besser wahrnehmen kannst, kannst Du in Tipp 8 lesen!
5. Die Angst enttarnen
„Angst ist ein schlechter Ratgeber“ – in diesem Spruch steckt viel Wahrheit. Denn Angst macht uns immer kleiner, als wir sind, und traut uns viel weniger zu, als wir eigentlich können.
Habe Mut, genau zu schauen, welche Argumente aus der Angst entstehen und welche wirklich zu Dir gehören. Denn Angst beginnt im Kopf – Mut aber auch.
- Wenn Du merkst, dass die Angst Dich viel beschäftigt und Dir Deine Entscheidung erschwert, lies hier mehr zum Thema Angst und Schwangerschaft.
6. Eine Pro-Contra-Liste
Manchmal schwirren viele Gedanken in unserem Kopf herum, und es ist schwierig, sich zu sortieren. Da kann es helfen, das innere Durcheinander der Argumente einfach mal zu Papier zu bringen. Manchmal sieht die Situation schon allein dadurch gar nicht mehr so unübersichtlich aus.
- In unserem Artikel zu „Abtreibung Pro und Contra“ kannst Du nachlesen, worauf Du beim Anlegen einer Pro-Contra-Liste achten solltest.
7. Abwägen und gewichten: Was zählt für mich?
Nicht alle Argumente sind gleich wichtig oder gleich viel wert. Stell Dir das Bild einer Waage vor: Wenn Du auf die eine Seite viele Münzen und auf die andere Seite einen hohen Geldschein legst, wird sich die Waage zur Seite der Münzen neigen – und das, obwohl ihr eigentlicher Wert viel kleiner ist.
So ist es auch mit dem Abwägen von Argumenten: Nicht nur die Anzahl zählt, sondern auch ihr jeweiliger Wert, der ganz unterschiedlich sein kann.
Beim Gewichten kann Dir also die Frage helfen: Was ist der höhere Wert, wenn ich beides gegenüberstelle? Was zählt für mich persönlich mehr?
8. Auf die innere Herzensstimme zu hören
Die Pro-Contra-Liste spricht vor allem den Verstand an. Aber da gibt es auch noch meine "innere Stimme". Was hat es mit ihr auf sich?
Je nachdem, wen man fragt, wird man hierzu wahrscheinlich die unterschiedlichsten Antworten bekommen. Zusammenfassend könnte man aber sagen, dass es sich um einen ‚persönlichen, inneren Wegweiser‘ handelt. Diese innere Stimme kennt Deine persönlichen Wünsche, Deine Werte und Dein Gewissen. So wird sie zu einem kostbaren und einzigartigen Kompass.
Um die innere Stimme in der jetzigen Situation besser wahrnehmen zu können, könntest Du Dich zum Beispiel fragen: Was ist meine Sehnsucht? Was wünsche ich mir zutiefst? Bei welchem Weg fühlt es sich im Grunde richtig an, wenn ich die Sorgen beiseite schiebe? Welche Entscheidung fühlt sich friedvoll an?
9. Gedankenspiele und Fragen an Dich selbst
Du kennst Dich selbst am besten. Gute Fragen an Dich selbst können Dir vielleicht helfen, Deinen Blick zu weiten und ganz neue Perspektiven zu entdecken:
- Stell Dir vor, Du seist 80 Jahre alt und schaust auf Dich und Dein jüngeres Ich in der jetzigen Situation zurück. Was würdest Du Dir raten?
- Welche Entscheidung würde Dich an Deinem Lebensabend noch mit Stolz erfüllen?
- Stelle Dir vor, eine Freundin oder Verwandte von Dir stünde in der Situation, die Du gerade erlebst. Welchen Rat würdest Du ihr geben?
10. Die Vogelperspektive einnehmen
Manchmal kann es in komplexen Lebenssituationen hilfreich sein, die Vogelperspektive einzunehmen, das Puzzle von oben anzuschauen und sich nach dem Sinn des Ganzen zu fragen. Wir haben drei Gedanken für Dich, die dabei helfen können:
- Die Vergangenheit kannst Du nicht verändern – Deine Zukunft aber schon: Vielleicht wünschst Du Dir gerade genau das: Alles ungeschehen machen zu können. Dieser Wunsch danach, die Uhren zurückzustellen, ist verständlich – aber es ist nicht möglich. Dafür kannst Du jetzt in Freiheit entscheiden, wer Du jetzt und heute sein möchtest – und wie Du weiter leben willst. Wie Du zu der „besten Version“ Deiner selbst werden willst und was Dich stolz machen würde.
- In den Überraschungen des Lebens lassen sich oftmals Chancen erkennen: Was löst der Gedanke bei Dir aus, dass das Leben uns herausfordernde Fragen und Aufgaben nie ohne Grund stellt? Wofür könnte gerade jetzt diese Schwangerschaft vielleicht sogar gut und sinnvoll sein?
- Krisen, die gut überwunden werden, können ungeahnte Kräfte in uns freisetzen: Erinnere Dich an eine Situation zurück, die schwierig war und die Du mit Mut gut bewältigt hast. Was hat sich dadurch für Dich und in Dir und für Dein Leben verändert?
11. Eine "Testwoche"
Eine Woche lang mit der einen, dann eine Woche mit der anderen Entscheidung leben.
Um beide Wege wirklich genau betrachten zu können, kann eine Art Selbsttest hilfreich sein: Zunächst lebst Du eine Woche (oder ein paar Tage) lang innerlich so, als hättest Du die Entscheidung getroffen, eine Abtreibung durchzuführen. Und dann eine Woche so, als hättest Du die Entscheidung getroffen, dieses Kind zu bekommen.
Dabei ist es ratsam, dass Du diese Zeiten voll „ausnutzt“ und Dich selbst beobachtest, dabei aber noch keine unumkehrbaren Schritte unternimmst – denn es ist ja erstmal nur ein Test.
Danach kannst Du Dir Zeit nehmen, um die Erfahrung schrittweise zu reflektieren: Wie wirkte sich die Entscheidung auf mein Leben im Alltag aus? Wie ging es mir innerlich – während der ersten Tage, aber auch auf längere Sicht? Mit welchem dieser Gefühle möchte ich weitergehen?
Nun hast Du eine Basis für Deine Entscheidung, die wirklich etwas mit Dir zu tun hat.
12. Professionelle Beratung in Anspruch nehmen
Vielleicht bist Du das erste Mal in der Situation, so eine Entscheidung treffen zu müssen. Vielleicht hast Du es schon einmal ähnlich erlebt und doch ist es jetzt ganz neu. Du wünschst Dir eine Entscheidungshilfe, oder jemanden, der für Dich in dieser Situation da ist?
Es kann hilfreich sein, Deine Fragen und Sorgen einmal mit jemandem zu beleuchten, der schon häufiger vergleichbare Situationen miterlebt und begleitet hat.
Du kannst jederzeit mit einer der Beraterinnen von Pro Femina e.V. Kontakt aufnehmen. Sie nimmt sich Zeit, um mit Dir gemeinsam Deine Situation und Sorgen anzuschauen.
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