Wie Ihr einander besser versteht und Konflikte vermeiden könnt
- Die Schwangerschaft ist eine ganz besondere und auch herausfordernde Zeit für beide Partner. Während die Frau die körperlichen und emotionalen Veränderungen hautnah erlebt, ist der Mann oft etwas „außen vor“ und hat eine andere Perspektive.
- Doch auch der Partner hat in der Zeit der Schwangerschaft und nach der Geburt eine wichtige Rolle! Mit Verständnis, Kommunikation und liebevoller Einbindung könnt Ihr als Paar diese Zeit nutzen, um Eure Beziehung zu stärken. Das gilt auch für die Zeit nach der Geburt und die erste Zeit als Eltern.
- Hier bekommst Du Tipps, was Du als Frau für Deine Beziehung tun kannst!
Perspektivwechsel: So blickt der Mann auf eine Schwangerschaft
Wenn alles erst abstrakt und nicht so greifbar ist
Für Männer ist eine Schwangerschaft häufig zu Beginn etwas Abstraktes – unabhängig davon, ob sie geplant oder ungeplant ist. Sie erleben die Veränderung nicht direkt am eigenen Körper und können daher oft nicht sofort realisieren, was passiert. Das ist völlig normal und auch bei Frauen manchmal ähnlich, zum Beispiel bevor sich die Schwangerschaft durch körperliche Symptome bemerkbar macht.
Während die Frau immer intensiver in den neuen Zustand hineinwächst – durch Symptome, den wachsenden Bauch und erste Bewegungen des Babys – fehlt dem Mann dieses direkte Erleben. Er braucht oft andere Anreize, um emotional eine Verbindung zum Baby aufzubauen. Die Frau hingegen entwickelt diese Bindung meist schneller, da sie die Schwangerschaft und das Baby bereits durch ihr eigenes Körpergefühl intensiv wahrnimmt. Das ist eben der Unterschied zwischen Mann und Frau, den die Natur so eingerichtet hat : )
So mancher Frau mag das Verhalten ihres Partners darum erst einmal unverständlich oder auch distanziert erscheinen. Oft ist es aber einfach einer Unsicherheit geschuldet, wie er mit einer Schwangerschaft umgehen soll und auch mit seiner Partnerin, die gerade ganz andere Dinge erlebt und erspürt als er selbst.
Nichtsdestotrotz kann aber auch der werdende Vater einen emotionalen Zugang zur Schwangerschaft und zum Baby bekommen. Ein Schlüsselereignis für den Mann kann beispielsweise das erste Ultraschallbild sein. Plötzlich wird sichtbar: Da wächst ein kleiner Mensch heran. Viele Männer interessieren sich dann besonders für messbare Fakten wie die Größe oder das Gewicht des Babys. Solche Informationen helfen, das Unvorstellbare greifbar zu machen und auch emotional eine Verbindung zum Baby aufzubauen.
Beziehungs-Tipps:
- Beziehe Deinen Partner bewusst in Deine Schwangerschaft mit ein! Nimm ihn mit zu Frauenarztterminen, zeige ihm Deinen Mutterpass und erzähle ihm, wie das Baby wächst. Lass ihn Deinen Bauch streicheln, die Bewegungen des Babys spüren und mit dem Baby sprechen! Übrigens: Babys können bereits früh Stimmen und Töne hören. Es wird sich so also auch die Stimme des Papas merken).
- Einem Mann hilft es auch, konkret etwas zu tun – für Dich und sein Kind. Vielleicht möchte er das Kinderzimmer mitgestalten, Möbel aufbauen oder Geburtsvorbereitungskurse mit Dir besuchen. Solche gemeinsamen Erlebnisse oder die gemeinsame Namenssuche fördern seine emotionale Bindung zum Kind und stärken auch Eure Partnerschaft. Was könnte vielleicht zu ihm passen?
- In jedem Fall mach Deinem Partner nicht zum Vorwurf, dass er die Schwangerschaft anders erlebt als Du. Er wird seine eigene Verbindung zu Eurem Kind aufbauen, die sich von Deiner Art her unterscheiden kann, aber nicht weniger wertvoll ist.
Die Einheit von Mutter und Kind
Für viele Männer kann es eine Herausforderung sein, zu sehen, wie eng die Frau mit dem Baby verbunden ist. Während die Frau diese Einheit als etwas Natürliches und Schönes erlebt, fühlt der Mann sich vielleicht unsicher oder außen vor. Manche Männer ziehen sich dann zurück, weil sie nicht wissen, wie sie sich einbringen können. Ein Mann hat oft einen echten und fürsorglichen Respekt vor der Verbindung von Frau und Kind. Oft möchte er diese Einheit auch schützen und bringt sich deshalb weniger ein. Er möchte es besonders gut machen. Das kann aber auch Unsicherheit hervorrufen.
So manche Frau geht außerdem ganz in der Schwangerschaft auf, ist glückselig, wie im „siebten Himmel“. Doch das kann auch Ängste beim Mann hervorrufen: „Bin ich noch wichtig? Hat unsere Beziehung noch den gleichen Stellenwert?“ Frauen bemerken solche Zweifel oft nicht, wenn sie ganz in ihrem neuen Glück aufgehen. Gleichzeitig könnten sie das Verhalten des Mannes als Desinteresse missverstehen.
Beziehungs-Tipps:
- Sprich offen mit Deinem Partner über Deine Gefühle und Wünsche. Zeige ihm, dass er weiterhin Deine Nummer 1 ist – auch jetzt, wo sich vieles um das Baby dreht.
- Signalisiere Deinem Partner, dass Du ihn an Deiner Seite brauchst und wie er Dich ganz konkret unterstützen kann. Zum Beispiel, wie sehr es Dir guttut, in den Arm genommen zu werden oder kleine Aufmerksamen Dich stärken (Nacken massieren, Einkaufstüten tragen…). Denn er möchte Dich ja unterstützen!
- Gestehe ihm zu, die Aufgaben eines Unterstützers und Beschützers einzunehmen. Natürlich so, wie es Dir, Eurer Beziehung und seiner Art entspricht. Doch es kann helfen, ihm bewusst zu machen, dass er ebenso wichtig ist für Euer Kind und ebenso wichtige Aufgaben hat.
- Spreche ihm Zutrauen aus und Danke Deinem Partner zum Beispiel auch mal, dass er Deine Stimmungsschwankungen oder Dein Leiden unter Übelkeit und Co. aushält und dass er einfach an Deiner Seite ist! Er ist eine wichtige Stütze.
Eltern werden und Liebespaar bleiben
Schon während der Schwangerschaft dreht sich vieles oftmals um das Baby. Das ist ganz normal. Gerade beim ersten Kind wird sich vieles ganz neu sortieren, weil Frau und Man nicht mehr nur ein Paar sind, sondern Eltern werden. Die Herausforderung besteht aber darin, eben auch ein Liebespaar zu bleiben. Es ist wichtig, schon während der Schwangerschaft als Paar zusammenzuhalten, um dann auch zusammen die Eltern-Aufgabe meistern zu können.
Gerade wenn der Mann sich noch nicht so vorstellen kann, wie es als Vater sein wird, ist es wichtig für ihn, einen festen Anker zu haben. Und das ist die Partnerschaft. Ihm hilft es, zusammen als Team die neue Aufgabe wahrzunehmen und als Paar zusammenzubleiben. Das gibt ihm Sicherheit und Zutrauen in alles, was kommen wird. Und der Frau geht es da wahrscheinlich sehr ähnlich : )
Beziehungs-Tipps:
- Die Zeit der Schwangerschaft ist ein Übergang – nicht nur zur Elternschaft, sondern auch zu einer neuen Dynamik in Eurer Partnerschaft. Damit Ihr Euch nicht aus den Augen verliert, ist es wichtig, auch als Liebespaar Zeit füreinander zu schaffen.
- Könntet ihr vielleicht mal wieder ein romantisches Abendessen verbringen, einen kleinen Ausflug machen, ausgehen oder etwas anderes machen, was Euch auch vor der Schwangerschaft gutgetan hat?
- Sprecht über Eure Ängste und Freuden, ohne einander zu bewerten. Zeigt Euch bewusst Zuneigung, auch wenn der Alltag stressig wird.
- Freut Euch! Vergesst über manchen Sorgen und dem Alltagstrubel nicht das große Ganze! Vor Euch liegt eine neue und wunderbare Aufgabe, die Ihr so ausfüllen könnt, wie es Euch entspricht.
Perspektivwechsel: So blickt der Mann auf die Geburt und Zeit danach
An der Seite der Frau – feste Stütze
Die Frau blickt auf die Geburt zwar meist auch mit gemischten Gefühlen, aber sie weiß einfach, dass sie da durch muss. In der Schwangerschaft erfährt sie meist, dass sie ihrem Körper vertrauen kann und das meiste einfach automatisch funktionieren wird (es ist ein eingespieltes System).
Der Mann hingegen fühlt sich eher in einer Beobachterrolle. Er ist daher oft unsicher, wie er die Geburt am besten begleiten kann. Viele Männer fühlen sich hilflos, weil sie den Schmerz und die Strapazen der Geburt der Frau nicht abnehmen können. Doch genau hier liegt ihre Stärke: Da zu sein und eine feste Stütze zu bieten!
Schwangerschaft und Geburt ist für viele Männer auch ein Moment, in dem sie ihre Partnerin in einem neuen Licht sehen. Sie erleben, wie stark sie die Herausforderung meistert, und bewundern ihren Mut und ihre Ausdauer. Dieses Gefühl von Respekt und Anerkennung kann die Bindung zwischen beiden stärken.
Gerade wenn der Mann die Frau als sehr stark erlebt und sie im Grunde auch alles alleine schaffen würde, ist es wichtig für die Frau trotzdem wichtig zu wissen, dass der Mann an ihrer Seite ist.
Beziehungs-Tipps:
- Teile Deinem Partner vorher mit, was Dir wichtig ist. Ermutige ihn, einfach für Dich da zu sein – seine Präsenz ist oft das Wertvollste, was er geben kann.
- Sage Deinem Partner, was alleine seine Anwesenheit für Dich während der Geburt bedeutet und wie sehr Dir das helfen wird. Männer können durch kleine Gesten Sicherheit geben, sei es durch Atemübungen oder das Mitbringen vertrauter Dinge wie Musik oder Snacks für den Kreissaal.
- Ihr könnte auch gemeinsam mit der Hebamme einen Geburtsplan machen, damit Ihr Euch beide sicherer fühlt. Oftmals hilft es der Frau, wenn der Mann an seiner Seite/neben ihrem Kopf ist, sie anschauen kann und die Hand hält.
- Auch, wenn heutzutage viele Väter die Geburt miterleben, kann es Gründe geben, dass er nicht dabei ist. Hier ist es wichtig, dass Ihr als Paar gut miteinander darüber sprechen könnt.
Die Vaterrolle finden
Das erste Kind verändert das Leben auf eine Weise, die sich im Vorfeld kaum greifen lässt – für Frauen wie für Männer. Doch auch bei einem zweiten oder dritten Kind bleibt vieles unvorhersehbar, was den neuen Familienalltag betrifft. Während Frauen durch Schwangerschaft und Geburt eine intensive Vorbereitung auf ihre Mutterrolle erleben, kann es Männern eher schwerer fallen, sich frühzeitig in die Vaterrolle hineinzufinden.
Die Frau hat da sozusagen einen „Kompetenz-Vorsprung“. Während der Schwangerschaft durchläuft die Frau tiefgreifende körperliche und emotionale Veränderungen. Sie spürt, wie in ihr alles angelegt ist, was das Baby später brauchen wird – von der Ernährung durch das Stillen bis hin zur intuitiven Fürsorge. Diese Erfahrungen schenken vielen Frauen ein Gefühl der inneren Sicherheit und Verbundenheit mit ihrem Kind.
Nach der Geburt bleibt die Mutter für das Baby zunächst die wichtigste Bezugsperson – vor allem im Wochenbett. Die körperliche Nähe, das Stillen und der direkte Kontakt schaffen eine starke Verbindung. Mutter und Baby müssen erst den eigenen Rhythmus für alles finden. Dennoch ist es gut, dass Väter immer mehr Teil dieser frühen Phase sein und ihre Partnerin unterstützen möchten. Damit dies gelingt, ist es wichtig, die enge Einheit zwischen Mutter und Kind behutsam zu öffnen, sodass der Vater eine eigene Beziehung zum Baby aufbauen kann. Gleichzeitig bleibt es wesentlich, dass Eltern sich als Team und Paar wahrnehmen.
Manchmal neigen Mütter dazu, ihre Zeit mit dem Baby so sehr zu genießen, dass sie unbewusst dem Vater weniger Raum für gemeinsame Momente lassen. Oder sie sind unsicher, ob der Partner bestimmte Aufgaben genauso gut erledigen kann wie sie selbst. Solche Situationen können dazu führen, dass der Vater sich zurückzieht, sich weniger sicher fühlt und vielleicht auch verletzt wird.
Dabei ist es wichtig zu verstehen: Auch wenn Mütter durch ihre Erfahrungen einen „Vorsprung“ haben und die Mutter-Kind-Beziehung weiter sehr wichtig bleibt, lernen Väter ebenso schnell, wie sie mit dem Baby umgehen können. Mit Geduld, Vertrauen und Ermutigung entwickeln auch sie ein Gespür für die Bedürfnisse des Kindes – auf ihre ganz eigene Weise.
Beziehungs-Tipps:
Die Geburt ist nicht nur der Anfang eines neuen Lebens, sondern auch ein Moment, in dem ihr als Paar enger zusammenrücken könnt. Indem ihr einander unterstützt und respektiert, könnt ihr die Herausforderungen meistern und euch als Eltern neu kennenlernen.
- Binde Deinen Partner nach der Geburt mit ein, wenn zum Beispiel die Hebamme zu Besuch ist. Dein Partner wird schnell lernen, wie er das Baby halten kann oder wie das Wickeln funktioniert.
- Gönne ihm Zeit mit dem Kleinen, zum Beispiel auch zu „bonden“ (das Baby liegt dabei nackt auf der Brust). Gerade nach der Geburt braucht das Baby viel Wärme und Geborgenheit. Das kann ihm auch der Vater geben.
- Sage Deinem Partner, wie sehr Du ihn jetzt brauchst und wie er Dich unterstützen kann.
- Wenn Dein Partner sich nicht so sehr für das Baby interessieren sollte, sprich ihn liebevoll darauf an, versuche seine Gefühle zu verstehen und erkläre, wie es Dir damit geht. Spreche ihm weiter viel Zutrauen aus und zeige ihm Deine Liebe.
Jede Phase hat ihren Zauber
Nicht jeder Mann fühlt sich in der Babyzeit sofort wohl. Manche Väter bauen ihre Verbindung erst im Kleinkindalter stärker auf, wenn sie mit ihrem Kind spielen, toben oder gemeinsame Abenteuer erleben können. Das ist völlig in Ordnung. Genauso wie nicht jede Mutter ausschließlich in der Babyzeit aufgeht: Manche genießen das Kleinkindalter mehr, andere fühlen sich in der Erziehung von Teenagern besonders wohl. Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Phase, um als Elternteil aufzublühen. Entscheidend ist, diese individuellen Vorlieben anzunehmen und wertzuschätzen.
Für ein Kind ist es von unschätzbarem Wert, dass Mutter und Vater auf unterschiedliche Weise Zuwendung und Liebe schenken. Diese Vielfalt bereichert die Entwicklung des Kindes und vermittelt ihm, dass es auf verschiedene Arten geliebt werden kann. Anders ist nicht weniger wertvoll – vielmehr ergänzt sich die mütterliche und väterliche Fürsorge zu einem stabilen Fundament, das das Kind durch sein Leben trägt.
Zudem wird das Kind mit erleben, wenn Mutter und Vater sich lieben, liebevoll miteinander umgehen und sich unterstützen. Es wird dadurch größtmögliche Sicherheit erfahren und von Euch lernen. Wer in die Beziehung investiert, investiert automatisch in das Kind!
Die Mutter- und Vaterrolle zu finden, ist also ein Prozess, der Zeit, Geduld und Offenheit erfordert. Indem beide Elternteile sich gegenseitig unterstützen, Räume für Verbindung schaffen und die Einzigartigkeit des anderen anerkennen, wächst eine starke, liebevolle Familie zusammen. Denn letztlich ist das Wichtigste, dass das Kind von beiden Eltern spürt: „Ich bin geliebt.“
Beziehungs-Tipps:
- Sprecht offen darüber, wie es Euch nach der Geburt geht, in der ersten Zeit mit Eurem Nachwuchs. Gerade die Frau erlebt im Wochenbett große und sehr verschiedene Emotionen. Lass Deinen Partner also für Dich und das Baby da sein und nimm seine Unterstützung an.
- Findet heraus, wie ihr als Team funktioniert. Wer übernimmt gerne welche Aufgabe als Eltern? Wo fühlt sich jeder sicher und kompetent und wo braucht es vielleicht Unterstützung – auch von außen?
- Versucht möglichst früh, eine Zeit in der Woche zu finden, die nur Euch beiden gehört. Das ist mit einem kleinen Baby zwar sehr schwierig, aber es ist wichtig, nicht nur in einen Eltern-Trott zu fallen. Bleibt als Paar in Verbindung, zum Beispiel, in dem Ihr regelmäßig darüber sprecht, wie es Euch geht.
Wir wünschen Dir und Euch alles Gute! ❤️
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