Wie viele Abtreibungen gibt es in Deutschland?
Die Zahl der Abtreibungen ist im letzten Jahr weiter angestiegen, wie die offiziellen Zahlen des statistischen Bundesamts (Destatis) zeigen. Im Jahr 2023 wurden dem statistischem Bundesamt 106.218 Abtreibungen in Deutschland gemeldet. Das sind 2,2% mehr als im Vorjahr 2022 mit 103.927 Schwangerschaftsabbrüchen.
Die Anzahl der Abtreibungen lag zuletzt im Jahr 2012 über dieser Zahl, damals gab es 106.815 Abtreibungen.
Auch im ersten Quartal diesen Jahres 2024 gab es 2,3 % mehr Abtreibungen als im Vorjahresquartal und im zweiten Quartal 2024 stieg die Zahl noch einmal um 0,7% im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Warum treiben Frauen ab?
Offizielle Angaben nach rechtlicher Begründung
Das Statistische Bundesamt erfasst die Gründe für Schwangerschaftsabbrüche nur anhand der sogenannten Indikationen:
- Soziale Indikation: Beratungsregelung – Damit sind persönliche, soziale Umstände gemeint, aufgrund derer eine Frau eine Abtreibung durchführen lässt. 96% der Abbrüche wurden im Jahr 2023 aufgrund dieser Indikation durchgeführt.
- Medizinische Indikation – Diese greift, wenn aufgrund der Schwangerschaft Lebensgefahr oder die „Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes" für die Frau besteht. 4% der Abbrüche im Jahr 2023 gehen auf diese Indikation zurück.
- Kriminologische Indikation – Damit sind Abbrüche aufgrund von Sexualdelikten gemeint. Sie machen 0,03% im Jahr 2023 aus.
Die wenigsten Abtreibungen erfolgen demnach aufgrund der kriminologischen Indikation, also nach einer Vergewaltigung. Der häufigste Grund für einen Schwangerschaftsabbruch in Deutschland ist die sogenannte soziale Indikation, also ein Schwangerschaftsabbruch nach der Beratungsregelung. Die Beratungsregelung sieht vor, dass ein Schwangerschaftsabbruch nach verpflichtender Beratung bis zur 12. Woche möglich ist.
Doch was steckt eigentlich dahinter? Warum entstehen angesichts eines positiven Schwangerschaftstests bei vielen Frauen Gefühle von tiefer Verzweiflung oder innerer Zerrissenheit? Was sind persönliche Situationen und Gründe, die für die schwangere Frau so schwer wiegen, dass sie über den schweren Schritt einer Abtreibung nachdenkt?
Gründe für einen Schwangerschaftskonflikt
Profemina als Beratungsangebot stand bereits über 500.000 Frauen zur Seite und hat sie begleitet. Auf diesem reichen Erfahrungsschatz aufbauend, wurde der Profemina-Schwangerschaftskonfliktbericht erstellt.
Es zeigte sich, dass sich viele Frauen in einem Schwangerschaftskonflikt innerlich regelrecht zerrissen fühlen.
Womöglich geht es Dir auch so? Die Momentane Situation spricht eigentlich gegen das Kind, aber gleichzeitig fragst Du Dich, wie Du mit einer Abtreibung umgehen könntest?
Mit all den Sorgen, Gefühlen und Fragen bist Du nicht allein. 95% der schwangeren Frauen, die sich an profemina wenden, haben gemischte Gefühle oder sind sogar tief verzweifelt.
Die verschiedenen tiefergehenden Gründe, warum eine Frau über eine Abtreibung nachdenkt, werden ebenfalls im Schwangerschaftskonfliktbericht dargestellt.
Die profemina-Beratungsstatistik konnte 3 häufige Gründe für einen Schwangerschaftskonflikt ausfindig machen:
1. Biografische Gründe (41,7%)
Biografische Gründe sind der häufigste Grund für einen Schwangerschaftskonflikt. Dazu gehört zum Beispiel eine schwangere Frau, die sich zu jung fühlt, erst ihre Ausbildung beenden möchte oder erst noch reisen möchte. Aber auch eine 40-jährige schwangere Frau, die Sorge hat, einem (weiteren) Kind in ihrem Alter nicht mehr gewachsen zu sein oder nicht noch einmal von vorne beginnen möchte, fällt unter diese Kategorie.
Häufig steckt dahinter der Grund, dass das Leben eigentlich anders geplant war und man überrascht wurde.
Die profemina-Beratungsstatistik hat ergeben, dass die biografischen Schwierigkeiten mit 65% besonders jüngere Frauen im Alter von 20 Jahren und jünger betraf.
2. Überlastung/Überforderung (30,5%)
Die Kategorie Überlastung durch ein (weiteres) Kind ist der zweithäufigste Grund dafür, dass sich eine schwangere Frau im Schwangerschaftskonflikt befindet. Beispielsweise hat sie bereits Kinder, ist aber gleichzeitig berufstätig oder hat weitere Verpflichtungen (z.B. die Versorgung von Angehörigen) oder sie ist alleinerziehende Mutter.
Der Grund Belastung betrifft insbesondere die mittleren Altersgruppen: 31 bis 35 Jahre und 36 bis 40 Jahre.
3. Probleme in der Partnerschaft (17,2%)
Partnerschaftsprobleme sind in der profemina-Beratungsstatistik ebenfalls sehr häufige Ursachen für einen Schwangerschaftskonflikt. Zum Beispiel erscheint die Beziehung nicht stabil genug für ein Kind oder es ist bereits zu einer Trennung gekommen, bevor die Schwangerschaft festgestellt wurde. Nicht selten ist auch der Kindesvater der Grund für den Schwangerschaftskonflikt, wenn er das das Kind nicht möchte. Wenn das Kind durch eine Affäre, einen einmaligen Seitensprung oder ein One-Night-Stand entstanden ist und die Frau deshalb über eine Abtreibung nachdenkt, fällt das ebenfalls unter diese Kategorie.
Wie bei dem Grund Belastung ist der Grund Partnerschaftsprobleme hauptsächlich in den mittleren Altersgruppen vertreten.
Weitere Gründe für einen Schwangerschaftskonflikt, wie finanzielle Gründe (6,7%), medizinische Gründe (3,1%) sowie Vergewaltigung (0,5%) oder Druck von außen (0,3%) sind hingegen seltener, wie die profemina-Beratungsstatistik zeigt.
🤔Nach der profemina-Beratungsstatistik gibt es keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen einer schwierigen finanziellen Lage und einem Schwangerschaftskonflikt. Allerdings sind finanzielle Gründe häufig noch eine zusätzliche Belastung zu einem bereits anderen Grund für den Schwangerschaftskonflikt.
Vielleicht machst auch Du Dir genau über das Finanzielle viele Gedanken?
➡️ Lies hier mehr mehr darüber: Finanzielle Sorgen und schwanger
Wie geht es Frauen mit ihrer getroffenen Entscheidung?
In einer Evaluation wurden Frauen, die von Profemina beraten wurden, danach befragt, wie es ihnen mit ihrer getroffenen Entscheidung ging. Wie das folgende Schaubild zeigt, haben der Großteil der Frauen (81%), die angaben, dass es die richtige Entscheidung war, sich für ihr Kind entschieden. 19% der Frauen, die ihre Entscheidung als die richtige bewerteten, entschieden sich hingegen für eine Abtreibung.
Bereut wurde die Entscheidung nur von Frauen, die den Weg einer Abtreibung gewählt haben. Keine Frau bereute die Entscheidung für den Weg mit Kind, wie das folgende Schaubild zeigt:
Jede Frau und ihre ganz individuelle Situation sind wichtig
Natürlich können auch mehrere Gründe, warum eine Frau über eine Abtreibung nachdenkt, zusammenkommen. So wie jede Frau ganz einzigartig ist, ist auch ihre Situation eine ganz individuelle.
Vielleicht bist auch Du gerade in so einer schwierigen Situation und weißt nicht, was Du tun sollst?
Vielleicht hast Du niemanden in Deinem Umfeld, dem Du Dich anvertrauen kannst oder es sind sogar Deine Nächsten, die zu einer Abreibung raten oder Dich gar dazu überreden wollen?
Bleib mit all Deinen Sorgen nicht allein! Gerne überlegen wir gemeinsam mit Dir, wie es weitergehen kann.
Hier kannst Du Kontakt mit den Beraterinnen von Pro Femina e.V. aufnehmen:
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