Einen Weg finden: Schwanger – er will das Kind nicht

Schwanger – er will das Kind nicht

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Gründe, warum Männer so reagieren, und Tipps, wie Du damit umgehen kannst

🧔🏻‍♂️ Was tun, wenn er das Kind nicht will? – zum Selbsttest

  • Schwanger, aber der Mann will das Kind nicht? Aus unserer Beratungserfahrung wissen wir, dass etwa 30 Prozent aller Frauen aus diesem Grund über eine Abtreibung nachdenken.
  • Gründe für seine Ablehnung können zum Beispiel sein, dass er sich noch im ersten Schock befindet, sich noch nicht als Vater sieht, vor allem rationale Argumente betrachtet oder rein körperlich nicht so „nah dran“ an der Schwangerschaft ist wie eine Frau.
  • Diese erste Ablehnung muss nicht so bleiben – erfahrungsgemäß findet oft über die Zeit eine Entwicklung statt, so dass der Mann zur Partnerin und dem gemeinsamen Kind stehen kann.

In unserem Artikel findest Du neben den möglichen Gründen auch weitere Tipps, wie Du nun mit der Situation umgehen kannst.

Du bist in keiner festen Beziehung und nun schwanger? Lies hier: Beziehungsstatus kompliziert

Was tun, wenn er das Kind nicht will? – Dein Selbsttest

Dein Partner hat nicht gerade froh auf die Schwangerschaft reagiert? Dein Freund will das Kind nicht? Oder Du hast Angst, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen? Hier kannst Du 4 Fragen beantworten – hilfreiche Tipps erhältst Du direkt auf Deinen Bildschirm!

1/4 Ich denke, das ist seine größte Sorge:

Warum reagiert er so? 4 mögliche Gründe

Manchmal kann ein Perspektivwechsel dabei helfen, einen anderen Menschen besser zu verstehen. Das bedeutet nicht, dass man das Verhalten des anderen gutheißen muss oder sich selbst und seine eigene Einschätzung aufgeben sollte.

Vielmehr soll Dir ein Einblick in „eher männliche“ Verhaltensweisen eine Hilfe sein, die Reaktion Deines Partners besser einordnen zu können. So ist es auch leichter möglich, einen Umgang damit zu finden.

Wir haben für Dich vier mögliche Gründe zusammengestellt, warum er möglicherweise so reagiert:

1. Erster Schock

Ein Mann ist von einer Schwangerschaft – besonders, wenn sie unerwartet ist – mindestens genauso überrascht wie die Frau. Seine ersten Reaktionen und Äußerungen spiegeln oftmals diesen Schock wieder.

Gerade, wenn Dein Partner oder Ihr zunächst ganz andere Pläne hattet und es jetzt ein Umdenken erfordern würde: Je nach Persönlichkeit kann einen das ganz schön aus der Bahn werfen.

Dieser Schock kann auch gut und gerne eine kleine Weile andauern. Es braucht Zeit, um die Nachricht sacken zu lassen.

2. Überforderung: „Wie soll ich dem gerecht werden?"

Oft kommt eine Angst zum Vorschein, der Verantwortung als Vater nicht gerecht werden zu können. Dahinter steht meist der eigentlich gute Wunsch, sowohl die Rolle als Vater, als auch die Rolle als Partner bestmöglich auszufüllen. Wenn alles aber ganz neu und unerwartet ist, kann auch der Zweifel aufkommen, ob man diesen Aufgaben überhaupt gewachsen ist. Wie die Frau braucht auch der Mann Zeit, in seine neue Rolle hineinzuwachsen.

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3. Männliche Rationalität

Oft gehen Männer sehr zielgerichtet und lösungsorientiert an Herausforderungen heran - eher vom Kopf geleitet und rational. So stehen schnell Argumente im Vordergrund, die von außen betrachtet sehr sachlich wirken. Zum Beispiel: Finanzen, Wohnsituation, Beruf/ Ausbildung…
Doch auch dahinter steckt meist eine liebevolle Fürsorge. Der Mann möchte in all diesen Aspekten für seine Familie sorgen können. Sieht er an manchen Stellen Schwierigkeiten und keine sofortige Lösung, kann aus diesem „männlichen Blickwinkel" auch der Impuls kommen, eine Abtreibung wäre jetzt eine schnelle und einfache Lösung.

Vielleicht siehst Du aber als Frau in dieser Situation, dass es nicht um sofortige Lösungen gehen muss. Wie das Kind sich im Mutterleib selbst erst langsam entwickelt, dürfen auch die „Baustellen drumherum” nach und nach gelöst werden. Bei einer Schwangerschaft zählen daher auch nicht nur rein rationale Argumente - die Entscheidung betrifft das ganze Wesen: Körper, Herz, Psyche und Verstand. Nicht zu unterschätzen ist auch der bleibende Einfluss auf die Beziehung selbst. All diese Aspekte sind ebenso wichtig für eine gute Entscheidung.

Im besten Fall und mit etwas Geduld kann es möglich sein, dass beide „Sichtweisen“ für einen gemeinsamen Weg genutzt werden können. Vielleicht braucht es zum einen grundsätzliches Vertrauen, dass es Gelingen wird, und zum anderen konkrete Lösungen, damit eine Elternschaft für Euch gut machbar wird.

4. Körperliche Unterschiede

Während Du als Frau womöglich schon sehr früh körperlich spürst, dass etwas anders ist (Übelkeit, Müdigkeit, Emotionalität,...), bleibt für Männer eine Schwangerschaft zunächst einmal abstrakt. Sie bemerken an sich selbst ja keine Veränderung. Zudem werden Frauen in dieser Zeit schon aufgrund der hormonellen Umstellung anders vorbereitet. Auch das bleibt bei Männern aus und kann das unterschiedliche Empfinden ein Stück weit begründen.

Je sichtbarer und greifbarer eine Schwangerschaft auch für den Mann im Laufe der Zeit wird, desto leichter kann er sich darauf einstellen. Manchmal ist es das erste Ultraschall-Bild, das Wissen um die Schwangerschaftswoche und den Geburtstermin, der sichtbare Bauch, die ersten Bewegungen des Kindes oder eben die Geburt selbst, die eine Veränderung in ihm hervorrufen.

So kannst Du mit dieser Situation umgehen – 5 Tipps

Viele schwangere Frauen kennen die Situation, dass der Partner zunächst ablehnend auf die unerwartete Schwangerschaft reagiert – oder aber, sie befürchten, es könnte so kommen.
Gut möglich, dass Dich seine Reaktion oder seine Worte auch sehr verletzt haben. Du fühlst vielleicht eine Art Distanz zu ihm und weißt im Augenblick gar nicht, was Du jetzt tun kannst.

Wir haben 5 Tipps für Dich zusammengestellt:

1. 🧭 Deinen Kurs halten

Besonders jetzt darfst Du ganz bewusst in Dich selbst hinein hören. Was möchtest Du – auch einmal ganz unabhängig von ihm? Du bist es wert, eine Entscheidung zu treffen, die Dir entspricht und die sich mit Deinen innersten Überzeugungen deckt.

Eine Entscheidung „ihm zuliebe“ und gegen Dein eigenes Herz könnte sich auf Dich, Dein weiteres Leben und auch auf Eure Partnerschaft schmerzhaft oder belastend auswirken.

„Kurs halten, bis Dein Partner nachkommt" – wenn sich dieser Gedanke für Dich gut anfühlt, wollen wir Dich ermutigen, ihn zu gehen. Die Chancen, dass er auf den Weg mit Kind einsteigen kann, stehen gut. So mancher zunächst ablehnender Mann ist schon zu einem stolzen und liebevollen Vater geworden und der Partnerin im Nachhinein dankbar, dass sie stark war und mutig voranging, als er den Weg noch nicht gesehen hat.

2. 🛋 🌳 Dir selbst etwas Gutes tun

Gerade im Schmerz und im Durcheinander der Gefühle und Gedanken solltest Du gut zu Dir selbst sein. Du kannst zum Beispiel etwas tun, was Dich entspannt, Dich zur Ruhe kommen lässt und Dir Kraft gibt! Das kann ein ausgiebiger Spaziergang an der frischen Luft sein, ein warmes Bad, ein Treffen mit einer guten Freundin oder Zeit an Deinem Lieblingsplatz…

So kannst Du etwas Abstand zur inneren Aufruhr gewinnen und vielleicht hören, was Dein eigenes Herz zu der Schwangerschaft zu sagen hat. Und Du kannst Deine eigenen Stärken entdecken und bist vielleicht erstaunt, dass Du mehr schaffst, als Du eigentlich dachtest. Ein guter Tipp ist auch, Dich mit anderen Menschen zu vernetzen – Du bist nicht alleine!

3. 🕰 Dir und ihm Zeit lassen

Wie schon erwähnt, brauchen die meisten Männer in dieser Situation einfach Zeit. Es ist ratsam, ihm diese auch einzuräumen und gerade nicht zu viel von ihm zu erwarten – obwohl das Geduld abverlangt und vielleicht sehr schwerfällt.

Er zieht sich zurück und Du fragst Dich, warum er gerade jetzt so auf Distanz geht?
Im Gegensatz zu Frauen brauchen Männer in solchen Situationen meist weniger Austausch. Dies bedeutet aber nicht, dass sie sich innerlich von der Partnerin entfernen.
Womöglich hilft es ihm, alleine zu sein oder Zeit mit seinem besten Freund zu verbringen. In dieser Zeit kann in ihm langsam eine Perspektive reifen, welche nicht einfach so auf Knopfdruck erscheint.

Du darfst das tun, was Dir Kraft gibt. Zugleich sollte er das tun dürfen, was ihm guttut.

4. 💬 Im Gespräch bleiben

In den ersten Tagen oder Wochen nach dem ersten Gespräch ist es sicherlich ratsam, ihm ein wenig Raum zu lassen, so dass er sich etwas „fangen“ kann. Danach kann es allerdings für Euch beide hilfreich sein, immer wieder das Gespräch zu suchen.

Es ist gut, wenn Ihr ganz in Ruhe Zeit miteinander verbringen und sprechen könnt. Wenn Ihr schon Kinder habt, wäre es vielleicht hilfreich, einen Abend oder gar ein Wochenende zu finden, das nur Euch beiden gehört. Eine Zeit, in der die Kinder in vertrauenswürdigen Händen sind und Ihr bewusst die Zweisamkeit sucht, um in dieser existenziell wichtigen Frage weiter zu denken und Euch anzunähern.

Wenn Du es kannst und es Deinem Partner guttun würde und ihn nicht unter Druck setzt: Dann wäre es möglich, dass Du selbst immer wieder einmal „in emotionale Vorleistung“ zu gehst - durch Liebe, Verständnis oder Zärtlichkeit. Denn Liebe kann stärker sein als die vorhandenen Ängste – auch wenn diese meist lauter wahrgenommen werden. Doch was letztlich trägt, ist oft das, was leise und beständig vorhanden ist.

5. 🧐 Die Ängste enttarnen

Manchmal beleuchtet die aktuelle „Krise“ der Schwangerschaft auch ältere Risse und Unzufriedenheit oder unerfüllte Sehnsüchte, die es schon vor dieser unerwarteten Nachricht in Eurer Partnerschaft gab.
Auch, wenn das sicher einiges an Mut erfordert, könnt ihr miteinander über die Ängste sprechen, die in Euch aufsteigen. Es geht um das, was man auf den ersten Blick nicht gerne betrachtet, was aber umso gewinnbringender sein kann, wenn man sich diesen Themen einmal stellt. Diese könnten auch mit Hilfe von außen, zum Beispiel in einer Ehe- oder Paarberatung, betrachtet werden.

Die Schwangerschaft kann in dem Sinne auch eine Chance sein, dass jeder von Euch und auch Eure Beziehung wachsen kann.

Hast Du Fragen oder Sorgen? Schreibe Dein Anliegen direkt hier ⬇️

Keine Unterstützung vom Partner im Verlauf der Schwangerschaft – was nun?

Vielleicht hast Du Dich durch diesen Artikel gelesen und Dir gedacht: „Bei mir ist es zu spät – er ist weg.“ Manchmal wird die große Angst leider zur traurigen Realität: Er will die Trennung in der Schwangerschaft, vielleicht sogar auch wegen der Schwangerschaft. Auch dann kann Dir unsere Beratungserfahrung vielleicht Mut machen: Bei einer Trennung, die eine Kurzschlussreaktion aus Angst war, ist nicht immer das letzte Wort gesprochen…

Womöglich wart Ihr aber auch nie ein Paar – vielleicht war es ein One-Night-Stand, eine FreundschaftPlus, eine Affäre, … und er hat auf die große Nachricht dieser „ungeahnten Konsequenz“ Eurer gemeinsamen Nacht mit Ablehnung und Druck reagiert. Gut möglich, dass Du Dir nun sehr alleingelassen vorkommst.

Auf jeden Fall kannst Du Dich mit dem, was Dich gerade umtreibt, was Dir Sorgen macht oder Fragen aufwirft, gerne an die Beraterinnen von Pro Femina e.V. wenden! Sie nehmen sich Zeit und sind für Dich da.

Vielleicht belastet Dich die ganze Situation im Augenblick auch so stark, sodass Du über eine Abtreibung nachdenkst:

FAQs

  • Viele Frauen erleben diese Situation. Es kann helfen, dem Partner und sich Zeit zu geben, im Gespräch zu bleiben und mögliche Ängste zu besprechen, die hinter der Ablehnung stecken könnten. Für die Schwangere ist es wichtig, für sich in dieser Zeit gut zu sorgen und den eigenen Wunsch zu erkennen. Sie darf für sich entscheiden und kann sich dafür auch jederzeit Unterstützung von außen zur Hilfe nehmen.

  • Gerade wenn die Schwangerschaft überraschend kommt, kann sich der Partner im ersten Schock befinden. Angst vor der Rolle als Vater, die spürbare Verantwortung und zugleich die Sorge, dieser vielleicht nicht gerecht zu werden, spielen meist eine Rolle. Ebenso äußere Umstände (Finanzen, Wohnung etc.). Mit der Zeit kann sich im Partner durchaus ein Wandel vollziehen, wenn er Wege und Lösungen erkennt, wie er die Vaterrolle ausfüllen kann und möchte.

  • Es kann hilfreich sein, sich und ihm Zeit zu geben und zu versuchen, im Gespräch zu bleiben. Möglicherweise kann auch Abstand guttun, um den eigenen Wunsch zu erkennen und eigenen Weg zu gehen. Eine Schwangere darf sich jederzeit Hilfe von außen holen. Auch für den Fall, alleinerziehend zu sein, gibt es viele Möglichkeiten und Unterstützungsangebote.

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Meine derzeitige Situation:

Autoren & Quellen

Autorin

Maria Nagele,
Sozialpädagogin

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Psychologisches Team

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