Trauer und Schuldgefühle? Nach Abtreibung: Ich bin nur traurig…

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Innere Leere und Traurigkeit nach einer Abtreibung – Hilfen für Dich ❤️

  • Es gibt Frauen, die nach einer Abtreibung sagen, dass es ihnen damit gut geht, auch wenn sie sich natürlich nie eine solche Situation gewünscht hätten.
  • Ebenso gibt es Frauen, die nach einer Abtreibung sehr unterschiedliche Gefühle wahrnehmen. Auch wenn sie ihre Entscheidung bewusst getroffen haben, bleibt es für sie emotional belastend.
  • Und dann gibt es Frauen, die stark unter der Abtreibung leiden oder sie bereuen. Manche sprechen dann auch vom Post Abortion Syndrom oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung.

Wenn es Dir selbst so geht: In unserem Artikel findest Du Gedankenanstöße und Hilfen, wie die Wunden heilen können.

Du bist nicht alleine! Alle Deine Gefühle sind wichtig und verdienen es, ernst genommen zu werden. Wir stehen Dir liebevoll zur Seite stehen und möchten Dir Hilfen anbieten.

Keine Geschichte ist wie die andere

Du hattest vor kurzem oder schon vor einer Weile eine Abtreibung. Wahrscheinlich kam es zu einer ungeplanten Schwangerschaft und Du hast Dich auf einmal in einer Situation wiedergefunden, die Du vielleicht auch mit zeitlichem Abstand noch gar nicht richtig realisieren kannst.

Immer wieder schreiben uns Frauen, dass sie „wie in einem Strudel" waren – und beispielsweise unter Zeitdruck und aus einer Panik heraus entschieden haben. Andere wiederum haben länger mit sich gerungen oder ihre Entscheidung scheinbar sehr klar getroffen. Häufig wird auch Druck vom Partner, von Freunden oder der Familie erlebt und als Grund angegeben, warum es zur Entscheidung für die Abtreibung kam. Es fehlte an Unterstützung, alternativen Lösungen und einer Perspektive, wie es mit dem Kind gegangen wäre.

Nicht wenige Frauen berichten, dass sie „wie neben sich standen“ und sich im Entscheidungsprozess gar nicht mehr selbst erkannt haben. Oder nur funktioniert haben und wie fern gesteuert waren. Oder dass sie schon zuvor besorgt waren, ob und wie sie eine Abtreibung verkraften würden, sich dann aber doch – eigentlich gegen das eigene Herz – dazu entschieden haben.

Es kann aber auch sein, dass vieles durchdacht und abgewogen wurde, dass Herz und Verstand im Einklang zu sein schienen und Dich nun nach dem Schritt die negativen Gefühle und die Trauer überraschen.

„Ich hatte vor ziemlich genau einem Jahr eine Abtreibung und komme seitdem nicht mehr aus diesem Loch heraus. Ich fühle mich ständig im Kampf mit mir selbst, habe keine Energie mehr, plötzliche Panikattacken und Heulkrämpfe und das Gefühl immer eine Maske tragen zu müssen. Dazu kommen physische Symptome… Ich kenne mich selbst nicht mehr und habe absolut kein Selbstvertrauen.“ RayofSunshine im Profemina-Forum
Im Forum weiterlesen…

"Am letzten Tag der 12. Woche habe ich den Abbruch machen lassen. Ich wusste schon auf dem Stuhl, dass ich wohl besser aufstehen sollte. Nun vermisse ich unser Baby und fühle mich unfassbar schuldig und schlecht.“
Katalin (Name zum Schutz der Frau geändert)

Annahme und Verstehen der eigenen Gefühle

Eine Abtreibung gehört sicherlich zu den schwersten Entscheidungen, die eine Frau treffen kann. Und selbst wenn nicht wenige Frauen eine solche Situation kennen, Deine Situation und Deine Gefühle sind individuell – Deine Beweggründe für die Abtreibung und wie es Dir jetzt geht.

Du fühlst eine tiefe Traurigkeit, innere Leere oder auch Schuld?

Auch wenn Dein Verstand vielleicht weiterhin zu dem Schluss kommt, dass die Abtreibung unter den gegebenen Umständen wohl die beste Entscheidung war, spricht Dein Herz offenbar eine andere Sprache und trauert nun.

Immer wieder berichten Frauen auch, dass nach dem Schritt der Abtreibung die Gründe, die zuvor noch vernünftig und wichtig erschienen, plötzlich nebensächlich sind.
Vielleicht sehnst Du Dich nach diesem Kind und wünschst Dir, Du hättest auf Dein Herz gehört. Du spürst eine Leere, die Du wieder füllen möchtest und Du wünschst Dir, es wäre nie so gekommen? Vielleicht machst Du Dir Gedanke, ob es doch eine andere Lösung gegeben hätte? Möglicherweise empfindest Du auch Wut – auf die verworrene Situation, auf Menschen, die Dich unter Druck gesetzt haben, oder auch auf Dich selbst…

Manchmal vermischen sich auch Trauer und Schuldgefühl, und es ist nicht immer eindeutig, die eigenen Gefühle klar zu erkennen. Es ist auch möglich, dass sich daraus eine Depression entwickelt. Wenn Du spürst, Du kommst alleine nicht mehr aus der Trauer heraus, solltest Du Dir Hilfe suchen 🧡

Bei einer Abtreibung geht es um einen Schritt, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Das zu akzeptieren, kann sehr schwer sein.

Wir haben hier 5 Schritte aufgeführt, die Dir helfen können, einen Weg zu finden, wie Du mit all dem umgehen kannst.


1. Schritt: Lass Deine Gefühle zu

Der erste Schritt zur Heilung ist die Selbstakzeptanz. Es ist wichtig, dass Du Deine Gefühle nicht unterdrückst oder verurteilst. Erlaube Dir selbst, traurig zu sein, und gib Dir die Zeit, die Du brauchst.

Du bist es wert, jetzt gut für Dich selbst zu sorgen. Achte auf Deine Bedürfnisse und versuche, Dir regelmäßig kleine Auszeiten nehmen.

Um Deine Gefühle auszudrücken, wahrzunehmen und fühlen zu dürfen, können kleine Schritte im Alltag helfen – wie das Führen eines Tagebuchs oder Spaziergänge in der Natur. Etwas, was Dir Zeit und Raum für Dich gibt. So kannst Du die Kraft sammeln, die Du für die Verarbeitung brauchst.

Genauso kann es gut tun, in Bewegung zu kommen. Körperliche Aktivität verhilft, nicht in den Gedanken und Gefühlen festzustecken oder sie nur „runterzuschlucken“.

  • Schreiben, Malen, Musizieren, … : Was könnte Deiner Seele jetzt guttun?
  • Bewegung, Sport, Tanzen: Was entspricht Dir und kann Dir jetzt helfen?
  • Und hast Du vielleicht einen Ort, der Dir guttut und an dem Du gerne bist?
Steg

2. Schritt: Ordne Deine Gefühle

Es kann im Weiteren hilfreich sein, in die Tiefe zu blicken und Dich zu fragen: Was genau ist es, was sich für Dich jetzt so schwer und bedrückend anfühlt. Kannst Du in einem Satz benennen, was der Kern der Schwere ist? Was lässt Dich nicht in Ruhe?

Denn manchmal sind Gefühle erst diffus und verschwommen. Dir geht es nicht gut, aber Du weißt womöglich noch nicht genau, warum – und durchdenkst alles immer wieder neu. Das kann zu einer kräftezehrenden Gedanken-Spirale werden.

Auch, wenn es Mut erfordert, Dich mit Dir in der Tiefe zu beschäftigen, es kann wichtig für das Heilen sein. Ist es die Trauer, dass Dein Kind nicht mehr bei Dir ist? Sind es Selbstvorwürfe? Oder zum Beispiel, dass Du alleine bist und keiner von der Abtreibung weiß?

Wir möchten Dich ermutigen, Dich auf den Weg einzulassen, der jetzt vielleicht begonnen hat. Suche Dir eine liebevolle Begleitung, einen Gesprächspartner oder – falls Dir das zusagt – auch einen Seelsorger.


3. Schritt: Das Erlebte verarbeiten

Es ist ein sehr schweres Thema, doch viele Frauen beschäftigt es zutiefst. Sie trauen sich aber kaum, anzusprechen, was sie erlebt haben und wie sie diese Erfahrung geprägt hat.

Möglicherweise beschäftigen Dich auch bestimmte Bilder im Kopf, wie alles verlaufen ist. Vielleicht warst Du bei Dir zuhause und alles hat sich im Badezimmer abgespielt… Das fühlte sich für Dich möglicherweise auch einfach unwürdig und einsam an. Andere Frauen haben mit ihren Gefühlen und Erlebnissen zu kämpfen, da ihnen der Aufenthalt im Krankenhaus oder der Praxis wie an einem Fließband vorkam. Selbst wenn das Personal freundlich war, alles schien so steril, unwirklich, lebensfern und traurig zu sein.

Es wäre verständlich, wenn Du diese Erinnerungen einfach vergessen möchtest. Vielleicht ist es aber auch wichtig für Dich, Dich mit ihnen zu beschäftigen oder sie jemandem mitzuteilen. Spüre in Dich hinein, mit welchem Weg es Dir gutgehen würde.


4. Schritt: Würdevoll Abschied nehmen

Manche Frauen haben nach Einnahme der Abtreibungspille ihr Kind aufbewahrt oder es nach einer chirurgischen Abtreibung von der Klinik mitbekommen, um es beispielsweise bestatten zu lassen. Ob das möglich ist, unterscheidet sich je nach Bundesland, was aber beim Arzt erfragt werden kann.

Wenn diese Möglichkeit nicht mehr besteht, kannst Du trotzdem für Dich überlegen, wie Du stattdessen würdevoll Dein Kind verabschieden möchtest.

Möchtest Du zum Beispiel einen Brief an Dein Kind schreiben? Hast Du vielleicht Ultraschallbilder bekommen oder Symbole, die Du mit Deinem Kleinen in Verbindung bringst? Möchtest Du etwas aufmalen oder gestalten … Vielleicht eine Schatztruhe erstellen, eine Kerze anzünden und einen Ort der Erinnerung schaffen?

Du kannst Dich in Deiner Gemeinde auch erkundigen, ob es eine Gedenkstelle auf dem Friedhof gibt. Machmal ist ein solcher Platz schon sichtbar und Du kannst zum Beispiel Symbole oder Andenken dort abstellen, ohne Dich dafür melden zu müssen, wenn Du lieber anonym bleiben möchtest.


Wenn Du weiter lesen möchtest, was mit Babys passiert, die abgetrieben werden, kannst Du dies hier tun. Sei behutsam – die Informationen können auch sehr belastend sein.


5. Schritt: Echte Versöhnung erfahren

Um langfristig wieder frei und glücklich sein zu können, ist es wichtig, das was war, als Teil Deines Lebens zu akzeptieren und in Dein Leben zu integrieren. Es wegzuschieben und zu verdrängen, kann dazu führen, dass es früher oder später wieder hochkommt oder Dich immer latent begleitet und lähmt.

„Wie konnte es dazu kommen?“, fragst Du Dich vielleicht. Und es schmerzt womöglich auch so sehr, weil Du von Deinen Überzeugungen her so nie handeln wolltest, weil es um Leben und Tod ging und Du eine Entscheidung getroffen hast, die Dich tief bewegt oder die Dir sogar falsch vorkommt. Oder Du kommst Dir wie bestraft vor.

Du bist vielleicht auch religiös und beschäftigst Dich mit Glaubens- oder Sinnfragen. Manche Frauen haben auch das Empfinden, für ihre Entscheidung um Verzeihung bitten zu wollen. Das alles spricht davon, dass Dein Innerstes berührt ist.

Wir möchten Dich einladen, wieder mit den Augen der Liebe auf Dich zu schauen!

Neben einem ehrlichen Blick und vielleicht auch dem Eingeständnis, dass die Entscheidung falsch war, darfst Du liebevoll auf Dich und Dein Leben schauen. Die Liebe erkennt, dass meist keine böse Absicht hinter allem stand, sondern vermutlich eine Art Hilflosigkeit. Und die Liebe erkennt, dass Du Dich tief im Inneren wahrscheinlich nicht gegen Dein Kind entschieden hast, sondern gegen das, was es so schwer gemacht hätte, um gut für dieses Kind zu sorgen. Denn offensichtlich waren Deine persönlichen Umstände so überwältigend und haben Dich so sorgenvoll stimmen lassen, dass Du zu dem Zeitpunkt keinen anderen Weg gesehen hast als die Abtreibung. Vielleicht hast Du aber auch den Eindruck, Du warst nicht wirklich Du selbst, sehr durcheinander und irgendwie gefangen in Deinen Gedanken und Gefühlen.

Die Liebe ist ehrlich, aufrichtig und friedvoll.

  • Kannst Du vielleicht mit der Zeit immer mehr mit den Augen der Liebe auf Dich schauen?
  • Stell Dir vor: Wenn die Liebe zu Dir sprechen könnte, was würde sie Dir sagen?

Unterstützung & Hilfe: Bleib nicht allein!

Wir möchten Dich ermutigen, all das Erlebte und das, was Dich jetzt noch umhertreibt, nicht alleine mit Dir auszumachen! Du bist es wert, Hilfe zu bekommen, damit Du einen guten Weg findest mit Deiner Abtreibung umzugehen.

Vielleicht kann es hilfreich für Dich sein, Dich in einer Selbsthilfegruppen auszutauschen, psychologische Behandlung wahrzunehmen, oder auch einen Seelsorger aufzusuchen. Vielleicht hast Du auch schon jemanden, den Du kennst und kontaktieren könntest. Ansonsten ist es am einfachsten im Internet zu suchen, was es in Deiner Nähe gibt. Gerne schauen die Beraterinnen von Pro Femina e.V. auch mit Dir nach einer guten Anlaufstelle in Deiner Nähe: Zum Kontakt per Mail, WhatsApp oder Telefon

Eine hervorragende Hilfe zum Umgang mit Leid und Schuld bietet die Logotherapie, eine Form der Psychotherapie nach Dr. Viktor E. Frankl. Hier kann auch das selbständige Lesen bereits neue Erkenntnisse und Hilfen bieten. Bücher von ihm und seiner Nachfolgerin Elisabeth Lukas findest Du online. Logotherapeuten in Deiner Nähe kannst Du hier finden: Logotherapeuten suchen

Wenn Du möchtest, kannst Du hier in unserem Forum Deine Erfahrung mit anderen Frauen teilen oder einfach alles, was Dich belastet, von der Seele schreiben. Das ist auch anonym möglich. Manchmal finden sich darüber auch Kontaktadressen oder Informationen zu Selbsthilfegruppen in der Umgebung. Zum Profemina-Forum: Abtreibung – meine Erfahrung

Das hier könnten Anlaufstellen für Dich sein, wenn sie Dich ansprechen. Sie haben teils christliche Hintergründe, sind aber für jeden offen.

Im Folgenden möchten wir noch auf drei besondere Situationen eingehen. Solltest Du Dich darin wieder finden, dann lies dort gerne weiter:

  • Nicht selten kommt es vor, dass Frauen den Schritt der Abtreibung mit sich alleine ausmachen und auch durchleben – ohne, dass jemand aus dem eigenen Umfeld von allem erfährt.

    Auch Du hattest womöglich einfach niemandem, dem Du Dich anvertrauen konntest oder wolltest. Vielleicht auch in Zusammenhang mit großer Angst, Du könntest verurteilt oder nicht verstanden werden. Möglicherweise hättest Du auch Schwierigkeiten bekommen oder wärst sogar in Gefahr gewesen, wenn jemand von der Schwangerschaft erfahren hätte.

    Doch genauso ist da jetzt das Gefühl von Einsamkeit und Leere? Tief im Inneren wünschst Du Dir vielleicht, einfach aussprechen zu können, was Dich bewegt. Oder Du hast die Sehnsucht nach Verständnis und Hilfe?

    Es kann es ein großer Schritt zur Heilung sein, sich jemandem zu öffnen, der Dich in Deinem Schmerz begleiten kann.

    • Könnte es Dir helfen, eine außenstehende und neutrale Person zu suchen, die für Dich da ist? Beispielsweise eine psychologische Begleitung?
    • Gibt es vielleicht doch jemandem in Deinem Umfeld, der Dir loyal und wertschätzend vorkommt? Jemand in der Nähe oder außerhalb, der eine treue Seele ist und gerne für Dich da ist?
  • Welche Gedanken und Gefühle Dich zu der Entscheidung gebracht haben, die Abtreibung zu machen, weißt letztlich nur Du. Keiner sollte sich anmaßen, darüber zu urteilen. Es ist schon schwer genug, wenn Du das vielleicht selbst tust.

    Manchmal kommt es aber auch vor, dass Außenstehende meinen: „Wenn Du Dich für eine Abtreibung entschieden hast, ist es doch gut so – warum also trauern?“. Diese Sichtweise kann sehr verletzen, denn sie ignoriert die tiefen emotionalen Prozesse.

    Oftmals verstehen Familie und Freunde nicht, was all das bedeutet und Du durchmachst. Das kann sehr schmerzhaft sein. So darfst Du zum Beispiel auch Grenzen setzen, wenn Du merkst, dass Dir bestimmte Gespräche oder Meinungen nicht guttun. Gleichzeitig kann es wertvoll sein, Verständnis und Unterstützung von Deinem Umfeld zu erhalten.

    • Hast Du denn eine Person, die mitfühlend ist, nicht verurteilt und einfach für Dich da ist?
    • Oder denkst Du jetzt an jemand bestimmtes, dem Du Dich eigentlich gerne einmal anvertrauen würdest?
    • An manchen Orten gibt es auch Selbsthilfegruppen von Frauen, die ähnliches erlebt haben und sich nun gegenseitig unterstützen. Die Adressen dazu findest Du im Internet oder kannst sie über die Gemeinde erfragen.
  • Es kann gut sein, dass Dein Partner Deine Gefühle derzeit nicht verstehen kann und auch nicht teilt. Das kann sehr belastend für die Beziehung sein.

    Nun ist es generell schwer, sich als Mann vorzustellen, was eine Schwangerschaft für eine Frau bedeutet und ebenso eine Abtreibung. Alles spielt sich im Körper der Frau ab, sie erlebt es hautnah. Somit ist auch die Seele einer Frau ganz anders berührt, weil Körper und Seele nicht getrennt betrachtet werden können. Für einen Mann kann das also viel abstrakter sein, weil der direkte körperliche Zugang fehlt. Mitunter kommt es oft vor, dass Männer nicht gerne über eigene Gefühle sprechen können und damit erstmal überfordert sind. Oder vielleicht braucht Dein Partner Zeit und zieht sich daher zurück.

    Möglicherweise reagiert Dein Partner auch ablehnend oder nicht so sensibel, weil er nicht weiß, wie er mit Deinen Gefühlen und Deiner Trauer umgehen kann. Oder er hat die ähnliche Sorge, Ihr könntet Euch nun auseinander entwickeln. Dann kann es helfen, ihm zu sagen, was Du empfindest und welche Bedürfnisse Du hast – zum Beispiel, dass Du einen gemeinsamen Weg wünschst, wie es nun weitergehen kann und dass Du gerade wegen Deiner Trauer die Nähe Deines Partners brauchst. Es wäre genauso in Ordnung, wenn Du Dir Zeit für Dich selbst wünschst, um mit Deinen Gefühlen umzugehen, ohne sofort wieder in den Alltag zurückkehren zu müssen – und ihm auch das erklärst, damit er Dein Bedürfnis nach etwas Abstand versteht.

    Vielleicht war Dein Partner es aber auch, der sich derzeit kein Kind vorstellen konnte und es deshalb letztlich zur Abtreibung kam. Du hast möglicherweise auch ihm zu liebe so entschieden, oder um die Beziehung nicht zu gefährden. Doch jetzt ist es nicht leichter geworden und vielleicht noch schwerer für Euch als Paar.

    In dieser Situation ist es wichtig, ehrlich, aber auch einfühlsam zu kommunizieren. Und zugleich seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen.

    • Kannst Du Deinem Partner vorsichtig mitteilen, wie es Dir geht? Weiß er davon? Vielleicht hat auch weder er, noch Du wirklich damit gerechnet, wie es Euch nach einer Abtreibung geht?
    • Hast Du den Eindruck, er möchte Dich verstehen? Oder stürzt er sich in seine Dinge und es gibt kaum Möglichkeiten, sich gegenseitig von seinen Gefühlen zu erzählen und wieder zueinander zu finden?
    • Wenn Du den Eindruck hast, die unterschiedliche Verarbeitung der Abtreibung führt dazu, dass Ihr Euch gerade auseinanderlebt, könnte vielleicht eine Paartherapie helfen. Um dort gemeinsam Wege zu finden, über Eure Gefühle zu sprechen, das Erlebte zu verarbeiten, und diese schwierige Zeit zu bewältigen. Könntest Du Dir das vorstellen und auch ihm vorschlagen?
    • Was sind Deine Gedanken zu Eurer Beziehung? Was sind Deine Wünsche? Möchtest Du, dass Ihr das Geschehene zusammen meistert, oder spürst Du, dass Du Dich emotional zurückziehst und eher Abstand brauchst?
    • Möglicherweise fällt es Dir schwer, wieder an der Zeit vor der Abtreibung anzuknüpfen, weil sich damit vieles aufgetan und gezeigt hat (womöglich habt ihr unterschiedliche Werte oder Vorstellungen vom Leben)? Was hat Euch beide denn bisher immer ausgezeichnet oder zu einem starken Team gemacht? Was verbindet Euch und könnte jetzt helfen, Euch wieder zu nähern und zu verstehen?

Perspektive Zukunft ⭐️

Heilung ist ein Prozess, der Zeit braucht. Wir wünschen Dir dafür viel Geduld und einen liebevollen Blick auf Dich selbst. Selbst, wenn das gerade schwer erscheint – es sind Schritte, die Du jeden Tag aufs Neue gehen kannst. Erlaube Dir auch selbst, wenn es an der Zeit ist, wieder Hoffnung zu schöpfen und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.

Wir würden Dir wünschen, dass Du Dich eines Tages mit der Vergangenheit versöhnen kannst, auch wenn die Abtreibung nun ein Teil Deines Lebens ist und auch bleibt.

Folgende Gedanken können Dir vielleicht dabei helfen:

  • Was habe ich bei all dem über mich selbst erfahren? Welche Werte sind mir wichtig (geworden)? Habe ich etwas für mich selbst gelernt?
  • Was würde ich tun, wenn ich nochmal in eine solche Situation käme und schwanger wäre?
  • Was würde ich anderen Frauen in ähnlichen Situationen raten oder ihnen wünschen?
  • Kann ich anderen sogar helfen, in dem ich von meiner Geschichte erzähle?


Wenn Du möchtest, kannst Du uns hier von Deiner Erfahrung schreiben und anderen Frauen damit helfen!

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Autoren & Quellen

Autorin

Verena Küpper,
Sozial- und Geisteswissenschaftlerin 

Überprüfung

Psychologisches Team

Quellen

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