Du bist nicht alleine! Leben mit einem kranken/behinderten Kind

Leben mit einem kranken/behinderten Kind

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Was kommt auf mich zu? Kann ich das schaffen?

  • Die Diagnose einer Beeinträchtigung oder Erkrankung beim Kind ist zumeist ein großer Schock - viele Mütter und Väter fühlen sich in dieser Situation erst einmal überfordert und sehr alleine.
Nicht selten kommt die Frage auf, ob die Schwangerschaft dann überhaupt fortgesetzt werden soll.
  • Um eine selbstbestimmte Entscheidung treffen zu können, helfen genaue Informationen zur Erkrankung, zu möglichen Behandlungen und Therapien sowie zu den Aussichten, wie das Leben mit einem besonderen Kind gestaltet werden kann. Zudem kann es helfen, sich mit betroffenen Eltern zu vernetzen.
  • Es gibt eine Vielzahl von Hilfs- und Unterstützungsangeboten für betroffene Familien, die ganz individuell und passgenau zusammengestellt werden dürfen. Dabei kann es um ganz praktische Hilfe gehen (wie Betreuung und Förderung), um finanzielle Entlastung für die Familie oder zum Beispiel auch um Angebote für Geschwisterkinder.

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Nach der Diagnose: Sich Zeit nehmen und nicht alleine bleiben

Die Diagnose, dass das eigene Kind vermutlich krank oder behindert ist, kann die innere Welt der Eltern aus den Fugen heben. Oft bricht ein ganzer Lebensentwurf zusammen, und es braucht Zeit und Unterstützung, um die Diagnose zu verarbeiten und die Zukunft neu in den Blick zu nehmen.

In dieser Situation kann es sehr hilfreich sein, wenn das nächste soziale oder familiäre Umfeld liebevoll und unterstützend reagiert. Der Austausch mit Vertrauten, denen gegenüber man ehrlich alle Ängste, Zweifel und Hoffnungen ansprechen kann, ist eine große Stärkung, wie betroffene Eltern immer wieder berichten.

Allerdings können leider nicht alle schwangeren Frauen auf eine solche Unterstützung zählen. Viele fühlen sich plötzlich sehr allein: Es scheint eine Kluft zum gewohnten sozialen Umfeld oder anderen Eltern zu geben. Oft ist da die Angst, dass sich Außenstehende nur schwer in die neue Lage hineinversetzen könnten. Auch verletzende Bemerkungen – meist ebenfalls aus einer Hilflosigkeit heraus – durch Menschen, denen man sonst vorbehaltlos vertraut hat, können leider vorkommen.

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Kontakt zu anderen Betroffenen: Information und seelische Unterstützung

Konkrete Unterstützung können in dieser Situation spezialisierte Vereine sein. Diese bieten sensibel und kompetent umfassende Informationen zur Beeinträchtigung selbst sowie zum Leben mit dem beeinträchtigten Kind an. Oft wird spontane Unterstützung organisiert, um verunsicherte Mütter und Väter erst einmal aufzufangen.

Zum Anderen hilft es vielen Frauen/Eltern auch, andere betroffene Familien zu treffen, um ganz konkret zu erleben, wie ein Leben mit einem besonderen Kind aussehen kann. Dabei hat im Kontakt mit diesen inoffiziellen „Experten in eigener Sache“ vieles Platz, was im medizinischen Umfeld oft nicht geklärt werden kann:

  • Was bedeutet die Diagnose bzw. Krankheit konkret?
  • Welche Auswirkungen hat sie auf das Alltagsleben?
  • Welche Auswirkungen auf das Familienleben sind zu erwarten?
  • Wer hilft, wenn es ohne fremde Hilfe nicht geht?

Dieses ganz unmittelbare Erlebnis kann sehr entlasten. Denn die schwer greifbare Situation wird besser sichtbar und planbar. Oft entsteht dadurch eine neue, realitätsnähere Sicht auf ein Leben mit einem behinderten oder kranken Kind.

Neben dem informativen Aspekt kann es zudem große emotionale Erleichterung bringen, sich mit selbst Betroffenen näher auszutauschen und die eigenen Zweifel und Ängste offen aussprechen zu dürfen – und vielleicht in der Zukunft auch Gesprächspartner zu haben, die wissen, wie ein Leben mit behindertem Kind ist.

ℹ️ Kontakt zu Elterninitiativen und Vereinen in Deiner Region können Dir meist auch Deine behandelnden Ärzte vermitteln. Hier unten findest Du auch weiterführende Links!

📘 Lesetipp:

(Wie) schaffe ich das? – Die eigenen Kapazitäten einschätzen lernen

Womöglich fragst Du Dich, wie Du und die Familie es kräftemäßig mit einem Kind schaffen würden, das besondere Pflege und Aufmerksamkeit braucht. So manche Frau kommt zum Ergebnis, dass sie alleine bzw. als Kernfamilie dadurch an eine Belastungsgrenze stoßen könnten.

Um nicht in eine Überlastung hineinzurutschen und die Lebensfreude auch langfristig zu erhalten, kann zum Beispiel Unterstützung durch die eigene Verwandtschaft oder Freunde erbeten werden. Doch es gibt darüber hinaus professionelle, gute Unterstützungsangebote für Familien mit besonderen Kindern. Sie steht Dir in jedem Fall zu!

In unserer sehr individualistisch geprägten Kultur sind wir es gewohnt, alles alleine schaffen zu wollen (bzw. zu müssen). So mag es erst einmal abschreckend wirken, wenn wir auf Hilfe angewiesen sind und wir fühlen wir uns zunächst unwohl, sie in Anspruch zu nehmen.

Ein afrikanisches Sprichwort besagt: „Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ 🏘 Um wieviel mehr darf dies für ein besonderes Kind und seine Eltern gelten!

Zudem gilt es, dass nicht alles auf einmal betrachtet und geleistet werden muss, sondern ein Schritt nach dem anderen gegangen werden kann. Der Blick in die nächsten 5 oder 10 Jahre ist auch bei einem gesunden Kind ungewiss, wie es sich entwickeln wird oder welche Herausforderungen anstehen könnten.
So darfst Du auch jetzt einen Fuß vor den anderen setzen und in Deinem Tempo das angehen, was derzeit offen ist oder Dir Hilfe suchen, die jetzt guttun könnte.

Hat das Kind ein gutes Leben? Wird es glücklich sein?

Viele Eltern stellen sich die Frage, ob ihr Kind unter den zu erwartenden Umständen überhaupt ein gutes Leben führen kann, ob sie auf seine Bedürfnisse eingehen können oder ob es nicht zu viel leiden wird. Je nach Erkrankung ist die Sorge da, dass das Kind oft im Krankenhaus sein muss oder Behandlungen anstehen. Es geht demnach um ganz verantwortungsvolle und liebevolle Gedanken und dem Wunsch, für das Kind bestmöglich zu sorgen, damit es auch glücklich sein kann.

Doch so manche schwangere Frau hat sogar Angst, dass es egoistisch sein könnte, das Kind zu bekommen. Diese Gedanken wiegen umso schwerer oder werden oftmals hervorgerufen, wenn das eigene Umfeld oder auch medizinisches Personal öfter von einer möglichen Abtreibung sprechen als von einem Weg mit dem Kind.
Dabei wird häufig übersehen, dass die Frau während der Schwangerschaft schon eine emotionale Bindung zu dem Kind aufgebaut hat und dass sich die Eltern auf ein Kind eingestellt haben. Sie sind meist schon in ihrer Elternrolle angekommen, wissen um das neue Leben und möchten nun für alle einen gangbaren Weg finden. Umso wichtiger ist es daher, diesem eigenen Gespür zu folgen und darauf zu vertrauen.

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Immer wieder berichten Eltern, dass trotz aller Widrigkeiten das Kind nicht aus der Familie wegzudenken ist. Viele berichten, dass ihr „besonderes“ Kind das Familienleben entscheidend verändert und bereichert hat.

Zum einen ist die Medizin fortgeschritten und für viele Erkrankungen gibt es gute Therapiemöglichkeiten. Auch Kinder- und Intensivstationen sind offen und liebevoll gestaltet, sodass sich Kinder und Eltern gut aufgehoben fühlen können.

Zum anderen sind viele Eltern immer wieder erstaunt, wie oft sie doch in die strahlenden Augen ihres Kindes sehen können. Familien berichten auch immer wieder, dass sie genau dadurch die Kraft für alles geschenkt bekommen und die Bestätigung, sich für ihr Kind entschieden zu haben – weil sie sehen, wie gut es ihrem Kind geht.
Je nach Beeinträchtigung können die Kinder später auch ein selbstständiges Leben führen und auf eigenen Beinen stehen. In ihren Betreuungseinrichtungen können sie ein weiteres Zuhause erleben, ein soziales Umfeld mit Freundschaften und sie können dort Aufgaben haben, die sie mit Freude ausfüllen und die ihre Stärken fördern.

Der Kontakt zu sozialpädagogischen Zentren und/oder staatlich finanzierten Frühförderungsstellen kann auch schon in der Schwangerschaft sehr hilfreich sein. So können manche Beeinträchtigungen des Kindes durch gezielte Frühförderung gut ausgeglichen werden. Längerfristig verbringen viele kranke oder behinderte Kinder ihren Alltag auch für eine gewisse Stundenzahl in spezialisierten Kinderbetreuungseinrichtungen, oder besuchen z.B. einen inklusiven Regelkindergarten mit Unterstützung eines Integrationshelfers.

Auch hier hilft der Kontakt zu Eltern-Netzwerken, um sich über einen längerfristigen Lebensweg für das Kind Gedanken zu machen.

🙌 Unterstützungs- und Hilfsangebote für Familien

Erfahrungsgemäß kann insbesondere die erste Zeit nach der Entbindung sehr anstrengend sein. Alle Familienmitglieder müssen das neue Kind und seine Bedürfnisse erst einmal kennenlernen und sich an möglicherweise veränderte Abläufe gewöhnen. Je nach Erkrankung/Beeinträchtigung stehen vielleicht im weiteren Verlauf Untersuchungen oder Operationen an.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, können verschiedene Unterstützungsangebote aufeinander abgestimmt werden.

Anlaufstellen

In Ergänzung zu den medizinischen Vorsorgeuntersuchungen durch den Arzt oder die Hebamme gibt es viele verschiedene Anlaufstellen für Eltern:

  • Wohlfahrts-, Behinderten- und Elternverbände informieren kostenlos über finanziellen Hilfen und juristische Ansprüche
  • Kirchliche Sozialdienste bieten häufig Unterstützung z.B. in Form von Beratung oder Vermittlung praktischer Hilfe an
  • Auch die Kinder- und Jugendhilfe (Jugendamt) sowie die Pflegeversicherung und Gesundheitskasse informieren und beraten

Im Austausch mit den betreffenden Stellen kann dann ein persönliches Hilfe-Netzwerk geknüpft werden.

Angebote

Unter den Angeboten für Familien mit besonderen Kindern, die zum großen Teil aus öffentlichen Mitteln finanziert sind, gibt es z.B.:

  • „Aufsuchende Angebote“ wie die Frühen Hilfen: So müssen sich die Eltern nicht aktiv um Unterstützung bemühen, sondern die Hilfe kommt in regelmäßigen Abständen direkt nach Hause. Sie kann dabei auch den genaueren weiteren Bedarf erfassen und in die Wege leiten.
  • Haushaltshilfen
  • Betreuung für die Geschwisterkinde
  • Kurzzeitbetreuung des beeinträchtigten Kindes (wenn die Eltern mal ausfallen und krank sind)
  • Familien- und Lebensberatung
  • Fahrdienste zu notwendigen Behandlungen
  • Kuren oder Auszeiten, mit oder ohne das betreffende Kind

💰 Je nach Schwere der Behinderung kann erhöhte Familienbeihilfe beantragt werden. Weitere Infos über finanzielle Unterstützung für Schwangere und Mütter in Österreich: Was steht mir zu?

Finanzielle Entlastungen

Pflegegeld

Die Höhe des Pflegegeldes hängt von der Pflegebedürftigkeit Deines Kindes ab. Dies wird von Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde beurteilt. Bei besonders schweren Behinderungen (behinderungsbedingt zumindest zwei voneinander unabhängige, schwere Funktionsstörungen) kann es noch einen zusätzlichen pauschalen Erschwerniszuschlag geben.

Erhöhte Familienbeihilfe

Sie beträgt monatlich 164,90 Euro und wird zusätzlich zur Familienbeihilfe ausbezahlt, wenn der Grad der Behinderung des Kindes mindestens 50% beträgt oder das Kind sich dauerhaft den Unterhalt nicht selbst verschaffen kann.

Steuerliche Entlastungen

Außergewöhnliche Belastungen für behinderte Kinder kannst Du steuerlich geltend machen. Jahresfreibeträge hängen vom Ausmaß (der Grad der Behinderung muss mindestens 25% betragen) ab und werden durch den Selbstbehalt nicht gekürzt. Bei Bezug von Pflegegeld stehen die jährlichen Freibeträge allerdings nicht zu.
Zudem können Aufwendungen für verschiedene Hilfsmittel (z.B Sehhilfe, Rollstuhl) berücksichtigt werden.

Ab 50% Grad der Behinderung steht Dir, statt dieser Freibeträge, ein monatlicher Pauschalbetrag von 262 Euro zu (abzüglich des erhaltenen Pflegegeldes) sowie eine erhöhte Familienbeihilfe. Aufwendungen für verschiedene Hilfsmittel (z.B Sehhilfe, Rollstuhl) sowie Schulgeld für Behindertenschulen oder -werkstätten können zudem berücksichtigt werden. Die steuerliche Abzugsfähigkeit der Kinderbetreuungskosten wurde seit 2019 durch den Familienbonus Plus ersetzt.

Unabhängig vom Bezug des Pflegegeldes ist es auch möglich, dass Du bestimmte Kosten (z.B. für Therapien, Medikamente, Hilfsmittel, Transportkosten oder spezielle Betreuungseinrichtungen), die im Zusammenhang mit der Behinderung Deines Kindes entstehen, als außergewöhnliche Belastungen geltend machst und von der Steuer absetzt. Mehr Informationen dazu findest Du auf auf der Seite des Bundesministeriums.

Wie kann es für mich jetzt konkret weitergehen?

Die Diagnose einer Krankheit oder Behinderung beim Kind macht zunächst meistens ratlos. Das Leben mit dem Kind ist vielleicht nur schwer vorstellbar.

Dabei bleibt natürlich die Tatsache: Jede Familie ist anders, und jede Beeinträchtigung beim Kind ist immer auch ganz individuell ausgeprägt. So kann im Vorfeld lediglich ein ungefähres Bild gezeichnet werden, und vieles bleibt offen.

Gerade hier kann auch eine professionelle Beratung beim Ausloten der eigenen Werte und Bedürfnisse, der Ängste und Zweifel, aber auch der Hoffnungen und Ressourcen weiterhelfen.

Solltest Du eine Beratung und Begleitung für Deine ganz individuelle Situation wünschen, sind wir jederzeit für Dich da!

Wenn Du möchtest, kannst Du Dich auch mit allen anderen Fragen und Sorgen, die Dich rund um die Schwangerschaft momentan beschäftigen, an uns wenden.

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