Chancen und Herausforderungen: Sex in der Schwangerschaft und nach der Geburt

Sex in der Schwangerschaft und nach der Geburt

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Was verändert sich in der Sexualität? Auf was muss man achten? Und wie kann die Beziehung gestärkt werden?

  • Mit einer Schwangerschaft verändert sich die sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau, was ganz natürlich ist. Es kann unterschiedlich sein, wie Mann und Frau ihre Sexualität erleben, ob und wie das Lustempfinden aussieht und was als schön erlebt wird.
  • In bestimmten Situationen ist es medizinisch ratsam, auf Sex eine gewisse Zeit zu verzichten. Das Paar hat dann aber die Chance, seine Liebe auf neue und unterschiedliche Weise auszudrücken.
  • Nach der Geburt müssen zunächst Geburtswunden heilen. Vor allem die Zeit vom Wochenbett bedeutet zudem, dass der Fokus auf das Baby ausgerichtet ist. Wichtig ist daher, als Paar offen über alles zu sprechen und gemeinsam einen Weg der Intimität zu finden.

Körperliche Veränderungen bei der Frau in der Schwangerschaft und mögliche Auswirkungen

Die Schwangerschaft ist eine Phase großer körperlicher und emotionaler Veränderungen, die auch die Sexualität der werdenden Eltern beeinflussen können. Diese Veränderungen können sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Beziehung darstellen.

Der Körper der Frau verändert sich während der Schwangerschaft enorm. Zum Beispiel erlebt die Frau erste Schwangerschaftssymptome, hormonelle Schwankungen und veränderte Empfindsamkeiten. Das Bindegewebe verändert sich, Geschlechtsorgane werden mehr durchblutet und sensibler, die Brust wird größer und natürlich wächst ihr Bauch.

Was das mit der Frau macht:

  • Körperwahrnehmung: Viele Frauen fühlen sich durch die körperlichen Veränderungen weniger attraktiv, andere hingegen erleben eine neue schöne Weiblichkeit und genießen ihren Körper.
  • Hormone und Lustempfinden: Während manche Frauen ein stärkeres Verlangen nach Intimität verspüren, kann bei anderen die Lust abnehmen – oft auch abhängig von der Phase der Schwangerschaft.
  • Körperliche Einschränkungen: Übelkeit, Müdigkeit, Rückenschmerzen oder ein unangenehmes Spannungsgefühl im Bauch können die Lust auf Sex mindern.

Was das mit dem Mann macht:

  • Emotionale Reaktion: Viele Männer fühlen sich durch die Veränderungen ihrer Partnerin herausgefordert. Sie empfinden oftmals Respekt und Bewunderung und sind zugleich aber auch verunsichert, ob und wie sie ihrer Partnerin nahe kommen dürfen.
  • Zurückhaltung: Einige Männer haben Angst, dem Baby oder der Frau beim Sex zu schaden, was zu einer emotionalen oder körperlichen Zurückhaltung führen kann.
  • Veränderte Dynamik: Die Schwangerschaft lenkt den Fokus oft stark auf die Frau und das ungeborene Kind, was bei manchen Männern Gefühle von Vernachlässigung oder Zurücksetzung auslösen kann.

Beziehungs-Tipps:

Akzeptiert, dass die Schwangerschaft eine Phase des Wandels ist. Beide Partner sollten sich Zeit geben, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.

1) Offene Kommunikation

Redet ehrlich und respektvoll über Eure Gefühle, Wünsche und Ängste. Nur so könnt Ihr Verständnis füreinander entwickeln und Missverständnisse vermeiden.

2) Neue Formen der Intimität entdecken
Wenn Sex aufgrund von körperlichen oder emotionalen Faktoren schwierig ist, gibt es viele andere Möglichkeiten, Intimität zu leben: Kuscheln, Massagen oder einfach Zeit zu zweit genießen.

3) Zeit für die Beziehung einplanen
Trotz der Vorbereitungen auf das Baby ist es wichtig, als Paar bewusst Zeit füreinander einzuplanen – sei es für ein Date, einen Spaziergang oder ein gutes Gespräch. Es ist eine Chance, Eure körperliche und auch emotionale Liebe auf neue, andere Weise zu zeigen und zu empfinden.

4) Humor bewahren : )

Manche Situationen in der Schwangerschaft können herausfordernd oder sogar peinlich sein. Ein gemeinsames Lachen kann helfen, den Druck herauszunehmen.

Wann sollte besser auf Sex in der Schwangerschaft verzichtet werden?

Sexualität in der Schwangerschaft ist medizinisch grundsätzlich unbedenklich. Das ungeborene Kind ist durch die Gebärmutter und das schützende Fruchtwasser sicher aufgehoben – und es ist weit genug entfernt von der Region, wo der Sex stattfindet. Dennoch gibt es bestimmte Umstände, bei denen Vorsicht geboten ist oder auf vaginalen Geschlechtsverkehr besser verzichtet werden sollte. Dies gilt vor allem dann, wenn gesundheitliche Risiken für die Mutter oder das Baby bestehen.

  • Wenn die Frau bereits eine Fehlgeburt hatte, ist im ersten Schwangerschaftsdrittel besondere Vorsicht geboten.
  • Bei Blutungen: Diese sollten zunächst ärztlich abgeklärt werden. Bis zur Entwarnung ist es ratsam, auf vaginalen Sex zu verzichten.
  • Wenn es Risikofaktoren für eine Frühgeburt gibt: Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte dann lieber Sexabstinenz bestehen.
  • Bei Mehrlingsschwangerschaften: Wenn von ärztlicher Seite Einschränkungen empfohlen werden, gilt es, diese zu beachten.
  • Bei der Diagnose einer Plazenta praevia (Die Plazenta liegt nah am Gebärmuttereingang).
  • Bei einem Verdacht auf Geschlechtskrankheiten.
  • Bei anderen Diagnosen, bei denen der ärztliche Rat besteht, auf Sex zu verzichten.

Auf was sollte beim Sex in der Schwangerschaft geachtet werden?

Hygiene im Intimbereich

Während der Schwangerschaft ist eine sorgfältige Hygiene im Intimbereich besonders wichtig – sowohl für die Frau als auch für den Mann. Gerade der Mann kann Überträger von Pilzinfektionen sein, da sie bei ihm mehr unbemerkt verlaufen. Die Frau ist während der Schwangerschaft dafür zudem anfälliger, weil das Immunsystem geschwächt ist. Eine solche Infektion kann nicht nur für die Frau unangenehm sein, sondern auch für das Baby, welches nach der Geburt behandelt werden müsste.

Der Mann sollte sich vor dem Geschlechtsverkehr waschen.
Die Frau sollte beim Toilettengang wie üblich darauf achten, immer von vorne nach hinten zu wischen, damit keine Darmbakterien in die Scheide gelangen. Zur Reinigung reicht warmes Wasser völlig aus – übermäßige Hygiene mit Seifen oder speziellen Waschlotionen kann die natürliche Schutzbarriere der Haut beeinträchtigen und das Infektionsrisiko erhöhen.

Auf den Körper hören

Das gilt vor allem für die Frau, welche große körperliche Veränderungen durchmacht. Sie spürt oft intuitiv, was ihr und dem Baby guttut – und das gilt auch für die Sexualität. Wenn etwas unangenehm ist oder sich nicht richtig anfühlt, sollte das respektiert werden.

Auch für den Mann ist es wichtig, geduldig und verständnisvoll zu sein. Unsicherheiten und mögliche Ängste können durch einfühlsame Gespräche und gegenseitiges Vertrauen abgebaut werden. Gleichzeitig darf er offen über seine Wünsche sprechen, um gemeinsam einen Weg zu finden, der für beide passt.

Offenheit für Neues

Die Empfindungen können sich in der Schwangerschaft verändern. Dinge, die bisher schön waren, können plötzlich unangenehm sein oder sogar Schmerzen bereiten. Es kann hilfreich sein, diese Veränderungen anzunehmen und gemeinsam Neues auszuprobieren – gegebenenfalls auch in jeder Schwangerschaftsphase aufs Neue.

Grundsätzlich ist Sex während der Schwangerschaft unbedenklich, es sei denn, es gibt bestimmte medizinische Risikofaktoren, weshalb besser auf Sex verzichtet werden sollte.
Es ist übrigens völlig in Ordnung und natürlich, wenn die Lust auf Sex während der Schwangerschaft nicht da ist. Das sollte offen angesprochen werden können, genauso aber auch, wenn man Lust aufeinander hat.

Sex nach der Entbindung: Wann ist es wieder möglich?

Nach der Geburt beginnt eine neue, aufregende Lebensphase. Es ist sehr besonders, den kleinen Nachwuchs kennenlernen zu dürfen. Für den Körper und die Seele der Frau ist wichtig, sich diese Zeit zu nehmen, um sich auf das Leben mit dem Baby einzustellen. Gleichzeitig ist es für beide Partner eine Phase, die Geduld, Verständnis und Kommunikation erfordert.

Warten bis die Geburtswunden verheilt sind

Nach der Geburt braucht der Körper der Frau vor allem eins: Erholung! Die Blutungen (Wochenfluss) zeigen an, dass sich die Plazenta von der Gebärmutterwand gelöst hat – eine Wunde, die erst vollständig verheilen muss. Hinzu kommen mögliche Geburtsverletzungen wie ein Dammriss oder der Heilungsprozess nach einem Kaiserschnitt.

Es gibt also rein medizinische Gründe, in der Zeit vom Wochenbett – meist sechs bis acht Wochen – keinen Sex zu haben und sich die Zeit für körperliche Heilung zu nehmen. Je nach Heilungsverlauf kann es aber auch schneller gehen oder länger dauern. Die individuelle Situation sollte immer mit der Hebamme oder Frauenärztin besprochen werden, um sicherzugehen, dass der Körper bereit ist.

Es ist wichtig, dass die Frau in dieser Zeit vor allem auf ihren Körper hört und sich lieber noch etwas mehr Zeit gibt.

Sollten Mann und Frau wieder ihrer Sexualität nachgehen wollen, ist es wiederum wichtig für entsprechende Intim-Hygiene (siehe oben) zu sorgen, da offene Wunden anfällig für Infektionen sind.

Übrigens: Stillen ist nicht automatisch ein Verhütungsschutz! Mehr dazu findest Du auch hier:

Emotionale Herausforderungen

Die Wochen nach der Geburt sind oft ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite gibt es Momente großer Glückseligkeit, Dankbarkeit und Liebe für das Baby. Auf der anderen Seite sinken die Schwangerschaftshormone in den Keller, körperliche Erschöpfung und die neuen Anforderungen als Eltern können auch Gefühle wie Traurigkeit oder Überforderung mit sich bringen – es wird dann oft vom „Baby-Blues“ gesprochen.

Zudem müssen Mutter und Kind erstmal einen gemeinsamen Rhythmus finden, zum Beispiel was das Stillen oder die Ernährung mit der Flasche betrifft. Und natürlich muss sich die ganze Familie neu einspielen. Der Fokus liegt verständlicherweise jetzt auf dem Baby! Und eben nicht auf Sex : )

Was das mit der Frau macht:

Die Frau ist voll und ganz auf das Baby fokussiert und das muss sie auch, um die Grundbedürfnisse von dem Kleinen kennenzulernen und zu stillen. Es ist eine besonders nahe und intensive Phase, die die Frau auch einfach genießen sollte. Die beiden bauen eine enge Verbindung auf, die für die weiteren Entwicklungsschritte des Babys eine Grundlage bildet.

Viele Frauen fühlen sich in dieser Phase genauso auch verletzlich und spüren natürlicherweise vielleicht wenig Lust auf Nähe oder Intimität. Schlafmangel, die hormonelle Umstellung und die neue Verantwortung können herausfordernd sein. Hinzu kommt, dass viele Frauen ihren Körper nach der Geburt erst wieder annehmen lernen müssen, was Zeit und Geduld erfordert.

Was das mit dem Mann macht:

Auch für den Partner verändert sich vieles. Er erlebt sich nun als Vater, staunt und genießt seinen Nachwuchs und hat vor allem die Aufgabe, unterstützend an der Seite der Frau zu sein. Manche Männer fühlen sich auch zurückgestellt, weil die ganze Aufmerksamkeit auf das Baby gerichtet ist. Oder sie sind unsicher, was sie tun können und wollen die Frau mit Intimität auch nicht überfordern. Gleichzeitig sind sie vielleicht auch selbst müde oder mit neuen Anforderungen konfrontiert und haben eventuell weniger Lust auf körperliche Nähe.

Beziehungs-Tipps:

1) Geduld und Verständnis

Beide Partner sollten sich bewusst machen, dass die Zeit nach der Geburt eine ganz besondere Zeit ist, mit schönen und herausfordernden Momenten. Es ist normal, wenn Intimität zunächst anders aussieht als vor der Geburt und das Baby im Mittelpunkt steht.

2) Den Druck rausnehmen
Wichtig ist, dass keiner der beiden Partner das Gefühl hat, etwas leisten zu müssen – weder beim Sex noch im Alltag. Sich Zeit lassen und im eigenen Tempo vorgehen, ist hier der Schlüssel.

3) Reden hilft

Offene Gespräche über Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse sind jetzt besonders wichtig. Vielleicht gibt es auch Unsicherheiten oder Ängste, die durch liebevolle Kommunikation abgebaut werden können.

4) Kleine Momente der Nähe schaffen

Intimität bedeutet nicht nur Sex. Gemeinsame Umarmungen, liebevolle Gesten oder kleine Rituale können helfen, die Verbindung zueinander zu stärken.

Jede Beziehung ist einzigartig, und es gibt keinen festen Zeitplan, wann auch die körperliche Nähe ihren Platz wiederfindet. Entscheidend ist, dass beide aufeinander hören, einfühlsam sind und sich auf die neue Lebenssituation gemeinsam einlassen.

Tipp: Genießt beide die Zeit mit dem Baby in vollen Zügen und freut Euch zugleich auf wieder mehr Paar-Zeit danach.

Das gewisse Extra: Was finden Frauen und Männer während der Schwangerschaft und nach der Geburt besonders anziehend?

Was eine Frau beim Mann besonders sexy findet? : )

  • Wenn er die Beschützerrolle einnimmt! Selbst wenn eine Frau stark und unabhängig ist, gibt es Situationen, in denen sie sich nach Halt und Unterstützung sehnt. Ein Mann, der verlässlich an ihrer Seite steht und Verantwortung übernimmt, wirkt dabei besonders attraktiv. Kleine Gesten zählen hier besonders: den Wocheneinkauf erledigen, ihren Lieblingssnack besorgen oder ihr mit einer Nackenmassage etwas Entspannung schenken.
  • Wenn er ihr sagt, wie schön er sie findet! Schwangerschaft und Geburt bringen große körperliche Veränderungen mit sich, die viele Frauen verunsichern. Umso wichtiger ist es, dass der Partner ihr zeigt, dass er sie schön findet – sei es mit liebevollen Worten, einem bewundernden Blick oder ehrlicher Anerkennung. Das schenkt ihr Selbstvertrauen und das Gefühl, begehrenswert zu sein.
  • No Go: Auf keinen Fall sollten Spitznamen wie „Pummelchen“ oder ähnliche Bezeichnungen verwendet werden! Sie können die körperlichen Veränderungen ins Lächerliche ziehen, verletzend sein und das Vertrauen in die Beziehung schwächen.

Was ein Mann bei einer Frau besonders sexy findet? : )

  • Wenn die Frau ihn weiter als „ihren Mann“ wahrnimmt, ihm weiter Aufmerksamkeit schenkt und ihn nicht nur in der Rolle des Vaters sieht! Auch nach der Geburt bleibt er ihr Partner, ihre wichtigste Bezugsperson, was für die Verbindung zwischen beiden essenziell ist. Trotz der oft intensiven Zeit mit dem Baby fühlen sich Männer besonders geschätzt, wenn die Frau auch ihm noch bewusst Raum und Zeit widmet – mit einem Lächeln, einer Umarmung, der Frage, wie es ihm geht oder Interesse, wie der Arbeitstag war. Oder anderen liebevollen Gesten, die zeigen: „Du bist mir wichtig!“
  • Wenn sie ihm Dankbarkeit und Lob für seine Hilfe ausspricht! Anerkennung für seinen Einsatz als Vater, seine Fürsorge oder sein „managen“ stärken sein Selbstvertrauen und bestärken ihn in seiner Rolle als Vater UND als Partner.
  • No Go: Dem Mann nichts zuzutrauen und sich nicht unterstützen lassen! Männer wollen in der Regel helfen und Teil des Familienlebens sein, also mit einbezogen werden – ihnen diese Möglichkeit zu verweigern, kann frustrierend wirken. Gleichzeitig kann das die Partnerschaft aus dem Gleichgewicht bringen.

Wir wünschen Euch alles Gute! ❤️

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Autoren & Quellen

Autorin

Verena Küpper,
Sozial- und Geisteswissenschaftlerin

Überprüfung

Psychologisches und Sozialpädagogisches Team

Quellen

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