Beratungserfahrungen: Argumente gegen eine Abtreibung

Argumente gegen eine Abtreibung

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Gründe, die gegen einen Schwangerschaftsabbruch sprechen könnten

  • „Ich werde es nicht über's Herz bringen abzutreiben! Das würde ich mir nie verzeihen.“
    Solche und ähnliche Argumente gegen eine Abtreibung nennen Frauen in der Beratung immer wieder.
  • „Ich werde das Kind bekommen. Nicht, weil ich mich jetzt darüber freue, sondern weil ich es nicht umbringen möchte. Ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Es ist auch ein Lebewesen und hat ein Recht auf Leben und ich soll nicht entscheiden, ob es leben darf oder nicht.“
    Auch das sind immer wieder Argumente von Frauen, warum sie sich gegen eine Abtreibung entscheiden.
  • „Die Angst, vielleicht keine Chance mehr zu haben, Kinder zu bekommen ist gegenwärtig.“
    Frauen, die einen grundsätzlichen Kinderwunsch haben, bei denen jedoch die Umstände nicht optimal erscheinen, nennen oft dieses Argument, warum sie sich letztendlich gegen eine Abtreibung entscheiden.

Vielleicht bist auch Du auf der Suche nach Argumenten gegen einen Schwangerschaftsabbruch – womöglich als Teil Deiner eigenen inneren Sammlung und Entscheidungsfindung. Vielleicht aber auch, weil Du Gegenargumente, Contras und Gründe gegen eine Abtreibung sammelst, um Deine eigene Position zu stärken.

In beiden Fällen bist Du hier richtig und findest innere und äußere Gründe, die gegen eine Abtreibung sprechen können!

Meine Situation: Was spricht für oder gegen eine Abtreibung? – Dein Selbsttest

Pro und Contra Abtreibung: Welche Argumente bewegen derzeit Deinen Kopf und Dein Herz? Entscheidungshilfen und weiterführende Gedanken findest Du hier im Selbsttest! Du erhältst die Auswertung direkt auf Deinem Bildschirm.

1/3 Das lässt mich am stärksten über eine Abtreibung nachdenken:

Warum eine Liste mit Gründen gegen eine Abtreibung?

Vielleicht spürst oder ahnst Du, dass eine Abtreibung für Dich nicht in Frage kommt, aber Menschen in Deinem Umfeld (vielleicht sogar Dein Partner) raten Dir zu einem Schwangerschaftsabbruch oder fordern ihn gar. Dann ist es wichtig, gute Argumente gegen eine Abtreibung zu finden. Denn niemand darf Dich zu einem Schwangerschaftsabbruch nötigen. Es ist also gut, wenn Du eine klare Grenze ziehen kannst, was Du willst und was nicht.

Aber auch, wenn Du selbst noch in der Entscheidungsfindung bist, ist es klug, Nachteile der Abtreibung gegen das abzuwägen, was aus Deiner Sicht gegen die Schwangerschaft spricht. Um eine gute Entscheidung treffen zu können, gerade dann, wenn Du sehr hin- und hergerissen bist, kann ein gutes Abwägung von Für und Wider helfen.

So oder so ist die Frage nach Argumenten gegen eine Abtreibung also wichtig für Deinen inneren Prozess. Deshalb stellen wir Dir nachfolgend einige grundlegende Argumentationen vor, die Du Dir zu eigen machen kannst, wenn Du das willst:

Teil 1: Vier äußere Argumente gegen Abtreibung

Einige Argumente gegen eine Abtreibung lassen sich ganz allgemeingültig und klar formulieren – wir nennen sie hier einmal die „äußeren Argumente“. Denn es sind die Dinge, die nach außen hin sichtbar werden und die jede Frau irgendwie betreffen können.

  • Eine Abtreibung ist immer ein Eingriff in natürliche Körperprozesse und birgt als solcher körperliche Risiken. 


    So kann es zum Beispiel zu bleibenden Verletzungen oder Beeinträchtigungen der Schleimhaut, des Muttermundes und der Gebärmutter kommen – selten aber möglich.

  • Eine Auswirkung der Abtreibung wird sein, dass dieses Kind nicht geboren werden wird. Du wirst es nicht kennen lernen und viele Freuden, die das Muttersein mit sich bringt, (zumindest hinsichtlich dieses Kindes) nicht erleben.

    Wenn sich dieser Gedanke für Dich schmerzhaft anfühlt, wäre das ein bedeutsames Argument gegen eine Abtreibung. Denn eine Entscheidung gegen das eigene Empfinden geht mit einer größeren Wahrscheinlichkeit nicht spurlos an einem vorüber. 


  • Die Zeit zurückdrehen: Du oder Dein Partner erhoffen sich womöglich, dass nach der Abtreibung alles so weiter gehen kann wie vor der Schwangerschaft.

    Unsere Beratungs-Erfahrung zeigt, dass dies meist ein Trugschluss ist. Es wird immer so sein, dass Du schwanger warst – egal, ob Du Dich zur Fortsetzung der Schwangerschaft entscheidest, oder nicht. Es ist vielleicht eher so: Die grundlegende Veränderung ist bereits jetzt eingetreten. Die Frage ist, für welche Weiterführung man sich entscheidet.

    Unsere Entscheidungen machen etwas mit uns, sie prägen und begleiten uns. Deshalb ist es auch nicht möglich, die Situation davor wieder komplett herzustellen.

  • Wenn Du das Gefühl hast, nur durch eine Abtreibung dem Druck von außen entgehen zu können, dann ist dies schon ein Argument dagegen. Oder anders gesagt: Dieser Druck von außen kann kein Argument für eine Abtreibung sein.

    Laut Gesetz hast Du das Recht, in aller Freiheit diese Entscheidung für Dich und nach Deinem Gespür und Gewissen zu treffen – und diese Freiheit darfst Du guten Gewissens in Anspruch nehmen.

    Denn welchen Weg Du auch wählst: Du wirst diejenige sein, die diesen Weg geht, und auch mit möglichen Folgen umgehen und leben können muss.

Teil 2: Fünf innere Gründe, die gegen einen Schwangerschaftsabbruch sprechen können

Neben den äußeren, so offensichtlichen Argumenten gibt es auch „innere Gründe“ gegen einen Schwangerschaftsabbruch. Das ist der ganze Bereich, der nicht auf den ersten Blick sichtbar ist, weil er sich individuell im Innersten einer Frau abspielt. Doch gerade diese inneren Beweggründe sollten nicht unterschätzt werden.

Denn wenn die Suche nach "den Contras" gegen einen Schwangerschaftsabbruch Dich ganz persönlich betrifft und Du selbst vor dieser schweren Entscheidung stehst, geht es für Dich um wirklich viel! Es dreht sich um die Frage:

Wer bist Du, wer willst Du sein und wie willst Du leben – und was von dem, was Dich ausmacht, spricht eventuell gegen eine Abtreibung?

  • Nicht jede Frau leidet unmittelbar nach einer Abtreibung seelisch – doch immer wieder berichten Frauen von zum Teil anhaltenden psychischen Belastungen nach einer Abtreibung. Das kann etwa tiefe Trauer sein oder das Gefühl, einen nicht rückgängig zu machenden Fehler begangen zu haben.

    Es kommt vor, dass diese Folgen die nachkommenden Monate oder gar Jahre im Leben der Frau beeinträchtigen.

  • Viele Frauen berichten in der Beratung, dass da etwas in ihnen ist, was sich noch gegen einen Schwangerschaftsabbruch sträubt – etwas, was sie noch zögern lässt.

    Vielleicht spürst auch Du eine solche Stimme in Dir? Sie kann ganz unterschiedliche Wege finden, um zu Dir zu sprechen:

    • Manche Frauen berichten uns davon, dass sie vor der Entscheidung, dem Vorgespräch oder dem geplanten Abbruch einen eindrücklichen Traum hatten.
    • Andere haben ein unwohles Körperempfinden bei dem Gedanken an eine Abtreibung.
    • Es gibt auch intensive seelische Empfindungen: Manche Frauen sagen, es wird ihnen ‚schwer‘ oder ‚eng‘ beim Gedanken an einen Schwangerschaftsabbruch. Oder Ängste kommen auf.

    Bei alledem ist es ratsam, Deine innere Stimme zu berücksichtigen. Gerade bei wichtigen Entscheidungen sind die eigenen inneren Empfindungen oftmals das, worauf es ankommt. Wie ein innerer Kompass, der den Weg weisen kann.

  • Wenn Du die Entscheidung einer Abtreibung triffst, um dem Druck Deines Partners zu begegnen oder auch, um ihn nicht – wie vielleicht von ihm angedeutet oder gar ausgesprochen – zu verlieren; wenn Du also „ihm zuliebe“ eine Entscheidung für eine Abtreibung triffst, wird Dich das selbst und diese Beziehung vermutlich nicht unberührt lassen.

    Nicht selten scheitern Beziehungen, die vielleicht sogar mit einer Abtreibung gerettet werden sollten, an eben dieser Entscheidung.

    Die andere Seite derselben Medaille lautet, dass Männer in ihrer Sorge oder Angst angesichts einer ungeplanten Schwangerschaft einfach viel Zeit und Raum benötigen, um sich der neuen Situation anzunähern. Viele Väter können sich ihrer Verantwortung Stück für Stück doch stellen, wenn sie die Zeit dafür bekommen. Diese Chance wäre mit einer Abtreibung vertan.

  • Neben den möglichen Auswirkungen auf die Partnerschaft stellt sich unter Umständen auch die Frage nach Auswirkungen auf weitere familiäre Beziehungen: Kinder zum Beispiel weisen überaus feine „Antennen“ auf – auch die Kleinsten. Auch dann, wenn wir denken, sie gut zu schützen. Es ist anzunehmen, dass die meisten Kinder eine Ahnung entwickeln über die Entscheidung und die Nachwirkungen der Abtreibung in der Familie.

    Vor allem die Beziehung zur Mutter ist sehr eng und es zeichnet sich im Kind ein intuitives Bild des Inneren der Mama ab. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich eine tiefgreifende Verunsicherung in den Geschwisterkindern ausbreitet und sich eine verschwommene Ahnung oder auch Trauer über den „leer gebliebenen Platz“ in der Familie überträgt – denn was die Mutter spürt, spüren auch die Kinder.

  • Könntest Du Dir prinzipiell vorstellen, irgendwann ein (weiteres) Kind zu bekommen, aber im Moment scheint es einfach nicht der richtige Zeitpunkt zu sein? Dann könnte es sein, dass Du, beziehungsweise Ihr beide, die jetzige Situation auf Dauer ganz anders bewertet als heute. Entweder in wenigen Jahren – oder auch schon kurz nachdem die Entscheidung getroffen worden ist und wenn die Hormone sich langsam wieder einpendeln…

    Wenn der Blick eng wird, kann es helfen, einen Schritt zurückzutreten, und das Ganze mit etwas Abstand anzuschauen. Oder sich innerlich in die Zukunft zu projizieren und die in der Gegenwart anstehende Entscheidung rückblickend zu betrachten.

Teil 3: Schlussfolgerungen – Drei Tipps, wie es weitergehen kann

Du siehst, die möglichen Argumente gegen eine Abtreibung sind vielschichtig und so einzigartig wie die Herzen der Frauen, die sie bewegen. Es kommt darauf an, welchen Argumenten Du welches Gewicht gibst – in einer ehrlichen Begegnung mit Dir selbst. Dafür kann Dir folgendes helfen:

1. Zeit für Dich – vor allem im ersten Schrecken

Es ist ganz grundlegend und wertvoll, sich all den inneren Fragen und Argumenten zu stellen, bevor Du eine definitive Entscheidung triffst.

2. Augen auf und Herz auf Empfang

Hab ruhig Mut und Vertrauen in Dein eigenes „inneres Wissen“. Halte auch nach inneren gelben oder roten Ampeln in Dir Ausschau – und nimm sie ernst.

3. Deine freie Entscheidung treffen

Du bist frei, Dir all die Zeit zu nehmen, die Dir zusteht; frei, die vielen gut gemeinten Meinungen in Deinem Umfeld abzuwägen; frei, ganz „bei Dir selbst" anzukommen und frei, genau danach mutig und voller Zuversicht zu handeln.


Wir sind weiter für Dich da!

Vielleicht könnte es Dir gut tun und Dich in Deiner inneren Sammlung unterstützen, einmal über all das, was Dich momentan bewegt und umtreibt, mit einer Beraterin ins Gespräch zu kommen. Hier kannst Du Kontakt mit den Beraterinnen von Pro Femina e.V. aufnehmen:

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Autoren & Quellen

Autorin

Maria Nagele,
Sozialpädagogin

Überprüfung

Psychologisches Team

Quellen

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